Rente für den alten Robur: Sächsische Feuerwehr will Löschfahrzeug verkloppen

Groitzsch - Fast fünf Jahrzehnte war er ihr treuer Begleiter: Ob Feuersbrunst, Flut oder Einsatz an der Durst-Front - nie hat der "Ello" seine Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Groitzsch (bei Leipzig) im Stich gelassen. Doch nun heißt es: Abschied nehmen vom kleinen Roten. Nach 47 Jahren soll er ins zivile Leben entlassen werden.

Das alte muss raus, damit das neue rein kann: Wehrleiter Mike Köhler steht vor dem Großstolpener Löschfahrzeug-Haus.
Das alte muss raus, damit das neue rein kann: Wehrleiter Mike Köhler steht vor dem Großstolpener Löschfahrzeug-Haus.  © Ralf Seegers

Das Inserat sorgt seit einigen Tagen für Furore in sozialen Netzwerken. Die Männer und Frauen um Wehrleiter Mike Köhler (36) offerieren ihr altes Löschfahrzeug, einen Robur LO, Typ "LF8 TS8".

Der rot-weiße Fünfeinhalbtonner erblickte 1974 im VEB Löschgerätewerk Görlitz das Licht der Welt. Seitdem hat er unzählige Einsätze mitgemacht, zumeist für die Groitzscher Ortswehr Großstolpen.

Doch nun muss er weg. "Er ist als Einsatzfahrzeug nicht mehr zeitgemäß", sagt Wehrleiter Köhler und meint vor allem die Spritzleistung der Pumpe, die bei 1600 Litern Wasser je Minute liegt.

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"Bei den heutigen Löschfahrzeugen sind 2000 Liter Minimum", so Köhler. "Ellos" Nachfolger schafft sogar 4000 Liter.

Die Vorbaupumpe im Robur schafft 1600 Liter in der Minute bei einem Druck von 8 Bar.
Die Vorbaupumpe im Robur schafft 1600 Liter in der Minute bei einem Druck von 8 Bar.  © Ralf Seegers
Das Typenschild des "Ello" weist das Baujahr 1974 aus.
Das Typenschild des "Ello" weist das Baujahr 1974 aus.  © Ralf Seegers

Kein Kaufpreis: "Ello" geht an den Meistbietenden

Noch einmal im alten "Ello" sitzen: der Groitzscher Stadtwehrleiter Mike Köhler (36) mit Sohn Matts (3).
Noch einmal im alten "Ello" sitzen: der Groitzscher Stadtwehrleiter Mike Köhler (36) mit Sohn Matts (3).  © Ralf Seegers

Seinen letzten Einsatz hatte der Robur vor etwa zwei Monaten bei einem Müll-Brand am Großstolpener See.

"Er ist technisch in Ordnung und fahrbereit - und mit etwas Rückenwind schafft er noch 80 Kilometer pro Stunde", beschreibt Köhler den 75 PS starken Löschlaster, der erst 9683 Kilometer auf der Uhr hat. Seine eigentliche Stärke spielte er beim Flut-Einsatz 2013 im abgesoffenen Städtchen Pegau aus. Köhler: "Er ist unglaublich geländegängig und macht selbst im hohen Wasser nicht schlapp."

Und was könnte sich der Wehrleiter als "Zweitleben" für "Ello" vorstellen? "Vielleicht als umgebautes Wohnmobil fürs Gelände ..." Groß genug ist er ja - im Einsatz waren bis zu sieben Kameraden nebst Stromerzeuger, Schläuchen und Spritzen an Bord.

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Ein Verkaufspreis ist im Inserat nicht zu finden. Die Groitzscher Verwaltung sammelt bis zum 15. Oktober Gebote und will dann an den Meistbietenden verkaufen. Wer auch immer "Ello" erwirbt - er wird zumindest beim Tanken tief in die Tasche greifen müssen. Der 3345 Kubikzentimeter große Benziner schluckt rund 20 Liter auf 100 Kilometer.

Titelfoto: Ralf Seegers

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