Sie bringen selbstgebackenes Brot in Form: Ute und Timo Pfütze pflegen seltenes Handwerk

Von Thomas Gillmeister

Fremdiswalde - Brot selber zu backen ist wieder in. Ute (52) und Timo (53) Pfütze fertigen Formen, die dafür sorgen, dass Brot beim Gären nicht aus den Fugen gerät oder anklebt. Die Sachsen liefern die Handarbeit in alle Welt!

Teamarbeit: Gattin Ute (52) schaut ihrem Mann nicht nur über die Schulter.
Teamarbeit: Gattin Ute (52) schaut ihrem Mann nicht nur über die Schulter.  © Kerstin Dölitzsch/Picture Point

In ihrer Manufaktur stapeln sie die Triebe der Rotang-Liane, auch Peddigrohr genannt. Nach einem 24-Stunden-Bad bringt Tischler Timo die weichen Triebe in Form. Unter seinen geschickten Händen entstehen runde, ovale oder eckige Brotformen, die auch als Gärkörbe bekannt sind.

Eine ganz eigene Note bekommen sie oftmals auf den Boden gefräst. Ute Pfütze zeigt Körbe mit einem Herz, einer Ähre oder einem Schriftzug, wie der von der Meraner Mühle in Italien. "Wir exportieren bis nach Kanada und Brasilien", zählt die Handwerkerfrau auf.

Seit ihre fünf (!) Kinder aus dem Haus sind, besucht sie mit ihrem Mann Messen und Handwerkermärkte. Timo Pfütze ist gelernter Tischler in dritter Generation. Im 400-Seelen-Ort Fremdiswalde bei Leipzig sucht er neben dem Alltagsgeschäft mit Fenstern und Möbeln stets nach neuen Herausforderungen.

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Als ihm auffiel, dass sich immer mehr Bio-Bäckereien etablieren, kam er auf Gärkörbe.

Er experimentierte mit Peddigrohr aus nachhaltig angebautem Rattan. Auf den Philippinen und in Vietnam schaute sich der Sachse die Schlingpflanze mit eigenen Augen an. Als er den Dreh raus hatte, entwarf er eine ganze Brotform-Kollektion, die er nun ständig erweitert.

So muss ein Brot aussehen: Timo Pfütze (53) mit einem - dank Gärkorb - knusprig-frischen Laib aus dem Ofen.
So muss ein Brot aussehen: Timo Pfütze (53) mit einem - dank Gärkorb - knusprig-frischen Laib aus dem Ofen.  © Kerstin Dölitzsch/Picture Point

Die Manufaktur glänzt mit einem vielseitigen Sortiment

In der Manufaktur werden täglich rund 60 Gärkörbe hergestellt. Neben Bäckereien, Mühlenlädchen und Naturkostgeschäften bestellen auch zunehmend einzelne Kunden speziell gefertigte Körbe.

"Da möchte jemand das Hochzeitsdatum, den Namen des Kindes oder der Liebsten auf dem selbst gebackenen Brot verewigt haben“, plaudert Ute Pfütze aus dem Auftragsbuch.

In der Weihnachtszeit sind natürlich die Brotformen mit den Sternen besonders gefragt.

Titelfoto: Kerstin Dölitzsch/Picture Point

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