"Es gibt so viel Interesse": Schotte lehrt Dudelsack in Leipzig

Leipzig - Wenn Mathew McKelvie (52) Musikschüler hat, dann müssen sie zum Üben meistens in den Keller gehen. McKelvie ist ein Exot in Leipzig, wie er selbst sagt. Er ist Schotte, und er unterrichtet Dudelsack.

Im Kinderzimmer seiner Wohnung übt Mathew McKelvin (52) mit seiner Tochter Mathilda (11) die Tonleiter auf dem Dudelsack.
Im Kinderzimmer seiner Wohnung übt Mathew McKelvin (52) mit seiner Tochter Mathilda (11) die Tonleiter auf dem Dudelsack.  © Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

McKelvie, der "Leipzig Highland Piper", wohnt in einem Mehrfamilienhaus und findet, dass vor allem sein großer Keller dudelsackgeeignet ist.

Der 52-jährige Musiker ist vor sieben Jahren mit seiner Frau und seiner Tochter nach Deutschland gezogen. Er hat seine Frau in Schottland kennengelernt, aber sie stammt aus Sachsen und ihre Schwester lebt in Leipzig. "Jedes Mal, wenn wir in Leipzig waren, hatten wir ein gutes Gefühl. Wir haben immer gesagt: 'Wir könnten umziehen'".

Schon sein Leben lang habe ihn zudem die Musik von Johann Sebastian Bach begleitet, der so untrennbar mit Leipzig verbunden ist. "Für mich war es keine große Entscheidung", sagt McKelvie.

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Das Dudelsack-Spielen habe er in seiner Kindheit und Jugend gelernt. "Es war eine Tradition in meiner Heimat. Im Erzgebirge hat jedes Dorf einen Posaunenchor. Und in Schottland hat eben jedes Dorf eine Pipe-Band", sagt er. "Es war weder cool noch uncool. Es war einfach immer da." Außerdem hat McKelvie noch eine Geigen-Ausbildung.

In Leipzig habe er mehr und mehr zum Dudelsack zurückgefunden. "Es gibt so viel Interesse", sagt er. Er spiele auf Hochzeiten, Beerdigungen, Partys und er unterrichtet derzeit zwölf Schüler im Dudelsack-Spiel.

McKelvie übers Dudelsack-Lernen: "Es muss Spaß bleiben"

Angestrengt muss sein 20-jähriger Schüler Floyd den Blasesack aufpusten, wenn Mathew McKelvin (52) den Dudelsack stimmen will.
Angestrengt muss sein 20-jähriger Schüler Floyd den Blasesack aufpusten, wenn Mathew McKelvin (52) den Dudelsack stimmen will.  © Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Einer von ihnen ist Floyd. Der 20-Jährige spielt seit zwei Jahren Dudelsack und muss zugeben, dass es nicht gerade einfach ist. "Aber dadurch, dass ich schon Schlagzeug gespielt habe, wusste ich schon, was Frustration beim Lernen eines Instruments bedeuten kann", sagt er lachend. Der Dudelsack habe ihn schon länger gereizt, aber es sei gar nicht so einfach gewesen, einen Lehrer zu finden.

Von den rund 930 öffentlichen Musikschulen in Deutschland bieten nur wenige das Fach Dudelsack an, erklärt Claudia Wanner, Sprecherin des Verbandes deutscher Musikschulen. Das Instrument habe einen solchen Exotenstatus, dass es in den Statistiken zu Schülerzahlen und Unterrichtsstunden gar nicht extra erfasst werde.

Trotzdem gibt es auch in Deutschland etliche echte Fans. Die Bagpipe Association of Germany schätzt, dass zwischen 2000 und 2500 Menschen Dudelsack spielen. "Bis Corona war die Tendenz leicht steigend", sagt Vorstand Mark Schwerzel.

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Bundesweit gebe es ungefähr 100 Pipe-Bands. Die Bagpipe Associaton bemühe sich zudem gerade um die Nachwuchsförderung und habe eine National Youth Pipe Band gegründet. Piper und Drummer im Alter von 10 bis 26 Jahren sollen hier zusammenkommen und zudem qualifizierten Unterricht erhalten können.

In Leipzig ist Mathew McKelvie dabei, das Instrument auch seiner Tochter Mathilda nahezubringen - zumindest ein wenig. Die Elfjährige hat vor ungefähr einem Jahr zum ersten Mal zum Dudelsack gegriffen. Inzwischen könne sie die Tonleiter und "ein bisschen Happy Birthday" spielen, erzählt sie. In erster Linie spiele sie aber Geige. Papa Mathew sieht die Dudelsack-Fortschritte ganz gelassen. "Geige ist schon schwer genug eigentlich", sagt er. "Es muss Spaß bleiben."

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

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