Leipziger Insektenforscher erklärt: So riecht eine verwesende Leiche

Leipzig - Im neuen Podimo-Podcast "Entlarvende Spuren" sprechen der Leipziger Forensiker Marcus Schwarz (36) und Journalistin Nina Himmer (37) über wahre Kriminalfälle. Gleich die erste Folge hat es in sich.

Marcus Schwarz (36) ist einer von nur sechs forensischen Entomologen in Deutschland.
Marcus Schwarz (36) ist einer von nur sechs forensischen Entomologen in Deutschland.  © Instagram/marcus.schwarz.forensik

Schwarz, studierter Forstwissenschaftler, ist einer von nur sechs forensischen Entomologen, die sich in Deutschland als Experten mit der umgangssprachlichen kriminalistischen Insektenkunde auskennen.

Durch sein Wissen, wie Insekten zur Aufklärung von Straftaten beitragen können, konnte er auch Rückschlüsse auf eine Straftat in Sachsen aus dem Jahr 2015 ziehen.

Jener Tag war der wärmste des Jahres. Marcus Schwarz war gerade bei seiner Familie im Erzgebirge zu Besuch, als er zu einem Leichenfundort in einem Waldstück nahe einer Gartenanlage gerufen wurde.

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Auf ihrer Gassirunde am frühen Morgen hatte eine Hundebesitzerin einen leblosen Körper gefunden. "Der weibliche Leichnam lag in einer embryonalen Hockstellung in einem trockenen Wasserabflussgraben. Es wirkte so, als würde da jemand schlafen", berichtet der 36-Jährige.

Die Leiche sei barfuß und ansonsten mit für diese hohen Temperaturen ungewöhnlich warmen Sachen bekleidet gewesen, erinnert er sich. Und: "Das komplette Kopfhaar war beklebt mit frischen Eipaketen."

Der Leipziger Forensiker Marcus Schwarz (36) und Journalistin Nina Himmer (37) sprechen im Podcast "Entlarvende Spuren".
Der Leipziger Forensiker Marcus Schwarz (36) und Journalistin Nina Himmer (37) sprechen im Podcast "Entlarvende Spuren".  © Instagram/marcus.schwarz.forensik

Marcus Schwarz: Leichen riechen wie "Biotonne im Hochsommer kurz vor der Leerung"

Die Leiche der Frau wurde in einem Wald nahe einer Kleingartenanlage gefunden. (Symbolbild)
Die Leiche der Frau wurde in einem Wald nahe einer Kleingartenanlage gefunden. (Symbolbild)  © picture alliance/dpa

Zudem waren zu diesem Zeitpunkt schon drei Millimeter lange frisch geschlüpfte Larven auf dem Körper gewesen. "Ringsherum summte es. Überall waren goldene Schmeißfliegen und haben den nächsten Eiablageplatz gesucht."

Eine erste Begutachtung des Leichnams ließ Rückschlüsse auf einen Schädelbruch zu. Zudem fand sich ein als Strangulationswerkzeug um den Hals gelegter Nylonstrumpf an der Frau. Nach dem Entkleiden hätten sich zudem mehrere Zehntausend Maden im Brustkorbbereich, der mit 14 Messerstichverletzungen übersät war.

Schwarz asservierte einige der Insekten, steckte sie also in mit 70-prozentigem Alkohol gefüllte Reagenzgläser. Obwohl damals kein besonders ausgeprägter Geruch in dem Waldstück wahrnehmbar war, weiß der Leipziger, wie eine Leiche riecht: "Biotonne im Hochsommer kurz vor der Leerung."

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Die Frau konnte schließlich identifiziert werden. Ihr Ehemann wurde im Haus nicht angetroffen. Nach der Türöffnung fanden sich eindeutige Blutspuren im Gebäude.

Vollkommen zufällig fanden Polizisten, die sich bei McDonald's etwas zum Essen holten und in einer Wendeschleife parkten, das zur Fahndung ausgeschriebene Fahrzeug der Eheleute. In einer Hecke daneben lag der Mann, der sich selbst suizidiert hat.

Alle weiteren Ermittlungen ließen keinen anderen Schluss zu, als dass der Mann erst seine Frau tötete, diese im Auto in den Wald transportierte und ablegte und sich dann selbst das Leben nahm.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa, Instagram/marcus.schwarz.forensik

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