Korruptions-Skandal: Kommissariats-Leiter abgesetzt, Ermittlungen vom General entzogen
Leipzig - Sachsens Generalstaatsanwalt Hans Strobl (64) hat der Leipziger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen im Fall des illegalen Handels mit sichergestellten Fahrrädern bei der Polizei entzogen. Fortan wird die beim Dresdner Chefankläger beheimatete, auf schwere Korruptionsfälle spezialisierte Integrierte Ermittlungseinheit INES das Großverfahren führen.

Leipziger Staatsanwälte sollen nicht mehr gegen Leipziger Polizisten ermitteln - diese Entscheidung traf gestern die Generalstaatsanwaltschaft als Dienstaufsicht.
Man habe die anhängigen Ermittlungsverfahren des Verfahrenskomplexes "wegen der herausgehobenen Bedeutung, des Umfangs der Ermittlungen und einer Vielzahl beschuldigter Beamter und Angestellter im polizeilichen Dienst" an sich gezogen, teilte Vize-Generalstaatsanwalt Wolfgang Schwürzer mit.
Die Ermittlungen werden fortan von den INES-Staatsanwälten und der gleichnamigen Antikorruptionseinheit des Landeskriminalamtes geführt.
"Insbesondere die konkrete Anzahl der betroffenen Personen, die Fahrräder erworben haben oder in die Veräußerungen involviert gewesen sein sollen, sowie die konkrete Anzahl der veräußerten Fahrräder sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen", so Schwürzer.
Korruptionsskandal zieht personelle Konsequenzen nach sich

In der vergangenen Woche wurde noch gegen insgesamt 13 Beamte der inzwischen aufgelösten "ZentraB Fahrrad" sowie gegen den Vater einer Beamtin ermittelt, die zwischen 2015 und Sommer 2019 mehr als 1000 sichergestellte Fahrräder illegal verkauft haben sollen (TAG24 berichtete).
Die Zahl der Begünstigten soll weit über 100 liegen, darunter Dutzende Polizeibeamte. Konkrete Zahlen wollte die Generalstaatsanwaltschaft gestern nicht nennen.
Indes hat der Korruptionsskandal innerhalb der Polizeiführung zu einer ersten personellen Konsequenz geführt.
Wie TAG24 aus dem Leitungsstab des Innenministeriums erfuhr, wird der Leiter des Leipziger Kommissariats 26 (Massendelikte), Jörg K., abgesetzt.
Zur "K 26" gehörte auch die "ZentraB Fahrrad".
Titelfoto: Steffen Füssel