Leipzigerin erschüttert: "In der Stadt demonstrieren 20.000 Menschen, aber ich darf mein Kind nicht beerdigen!"

Leipzig - Alina F. (31, Name v. d. Redaktion geändert) musste im Sommer eine schmerzliche Erfahrung machen und verlor ihr ungeborenes Kind im vierten Monat. Durch die neue Corona-Schutzverordnung kann sie dieses am Samstag nun nicht offiziell bestatten - während fast gleichzeitig 20.000 Demonstranten der Querdenker-Demo ohne Probleme in der Messestadt zu Gange sind. 

Einige Sternenkinder in Leipzig werden in sogenannten Sammelbestattungen beigesetzt.
Einige Sternenkinder in Leipzig werden in sogenannten Sammelbestattungen beigesetzt.  © TAG24 Leipzig

"Ich wollte mein Kind auf dem letzten Weg begleiten und auch selbst langsam mit der Sache abschließen", berichtet Alina im Interview mit TAG24. Mitte Juli dieses Jahres starb ihr ungeborenes Kind in der 14. Schwangerschaftswoche. 

Am Samstag dann sollte das Baby auf dem Friedhof in Lindenau zusammen mit anderen Sternenkindern begraben werden. 

Da es in Sachsen keine Beerdigungspflicht für tote Kinder unter 500 Gramm gibt, engagieren sich verschiedene Vereine für sogenannte Sammelbestattungen, um auch den Kleinsten eine würdevolle Beerdigung zu ermöglichen. 

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Anfang der Woche dann die Schocknachricht: "Ich erhielt eine Mail des Vereins, dass die Sammelbestattung am Samstag mit über zehn Personen wegen der neuen Corona-Auflagen nicht stattfinden kann", berichtete Alina entsetzt. 

Und das, obwohl fast zeitgleich im Zuge der Querdenker-Demonstration mehrere Tausend Menschen in der Stadt aufeinander treffen (TAG24 berichtete)! 

Auf dem Friedhof in Lindenau findet die Bestattung am Samstag statt.
Auf dem Friedhof in Lindenau findet die Bestattung am Samstag statt.  © TAG24 Leipzig

In Sachsen: Bestattungen dürfen ohne Einschränkungen stattfinden

Laut der Sächsischen Corona-Schutzverordnung gibt es mit der zum 2. November erlassenen Verfügung keinerlei Einschränkungen, was Bestattungen angeht. Trotzdem liegt die Verantwortung für die Zeremonien bei den Kommunen - in Alinas Fall wollte der tragende Verein das Risiko einer Infektion unter den anwesenden Eltern nicht auf sich nehmen.

"Ich kann das verstehen und gebe weder der Stadt noch dem Verein die Schuld. Aber der Prozess des Abschiednehmens, zu sehen, wie der Sarg in die Erde gelassen wird, ist für uns sehr wichtig, um mit dem Thema Frieden zu finden und unser Kind auf dem letzten Weg würdevoll zu begleiten ", so die junge Frau. Und: "Wenn ich zu der Demo hätte gehen wollen am Samstag, wäre das kein Problem gewesen. Will ich mein Kind beerdigen, muss ich kämpfen, das ist doch nicht in Ordnung", fasst Alina zusammen.

Mit dem Verein hat sie inzwischen einen Kompromiss gefunden, um der Bestattung beiwohnen zu können. "Ich würde die Menschen aber gern dafür sensibilisieren, wer wirklich zu den Verlierern dieser Pandemie gehört", so Alina. 

Titelfoto: TAG24 Leipzig

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