Beliebte Leipziger Location in Geldnot: Hetzkampagne oder begründete Vorwürfe?
Leipzig - Das Jugend-Kulturzentrum Conne Island in Leipzig steht seit Jahren aufgrund seiner politischen Auslegung unter Kritik. Mehrere Boykott-Aufrufe führen bereits seit Längerem zu vermehrten Konzert-Absagen und damit verbunden zu starken finanziellen Einbußen.
So berichtet es zumindest das selbst ernannte "Zentrum von und für Linke, Jugend-, Pop- und Subkulturen" in einem offenen Brief vom 9. August.
Als Veranstaltungsort finden auf dem Gelände unter anderem Konzerte und Vorträge statt. Gewählt werden Sänger, Gruppen und Sprecher laut eigenen Aussagen "basisdemokratisch" und unter "Berücksichtigung politischer Standards".
Doch genau das ist ein Punkt, den die Gegenseite anzweifelt.
Mittlerweile existieren mehrere Boykott-Aufrufe gegen den Ort im Süden Leipzigs. Unter anderem auf Instagram, Facebook und im Internet. Diese gehen nicht spurlos am Conne Island vorbei.
"Seit dem 7. Oktober haben mehr als 13 Acts [explizit aufgrund der Vorwürfe] ihre Auftritte im Conne Island abgesagt", schreibt der Veranstalter. Dazu sollen auch noch unbegründete Absagen und fehlende Antworten von Künstlern und Agenturen kommen.
Gibt das Conne Island rechts geneigten Sprechern eine Bühne?
"Wir können eines sagen: Es macht sich bemerkbar und bringt das Conne Island nicht nur in finanzielle Schwierigkeiten", heißt es weiter. Auch Konzertausfälle und sinkende Besucherzahlen seien eine Konsequenz aus den Vorwürfen.
Bezogen wird sich bei der Kritik gegen das Kulturzentrum unter anderem auf einen Vortrag des Publizisten Thomas Maul, der zugegeben nicht mehr ganz aktuell ist.
Am 28. Mai 2018 gab das Conne Island ihm eine Bühne, nachdem dieser erst zwei Wochen zuvor mit einer Aussage eines AfD-Abgeordneten sympathisiert hatte.
Dem links eingestellten Conne Island sei damals schon bewusst gewesen, dass Maul polarisieren werde, habe allerdings auch Kritik am Vortrag einen Raum gegeben.
"Dass eine kontroverse Veranstaltung, die vor mehr als sechs Jahren bei uns stattfand, diese ganzen Bestrebungen nun negieren soll, lässt uns ratlos zurück", schreibt das Jugend-Kulturzentrum in seinem offenen Brief.
Grenzt das Conne Island bestimmte Personengruppen aus?
Darüber hinaus soll auch die Ausgrenzung bestimmter Personengruppen immer wieder Thema sein.
Eine Palästinenserin berichtet beispielsweise auf einer Instagram-Seite von einem Vorfall. Ihren Erzählungen nach wurde sie aufgrund eines Halstuches angefeindet: "Der Mann kam immer näher und setzte mich zunehmend unter Druck, wiederholte mehrfach: 'Zieh endlich deinen Pali-Lappen aus.'"
Unter "Pali-Lappen" oder Keffiyeh versteht man ein Kleidungsstück, das ursprünglich aus der arabischen Welt stammt. Tatsächlich ist dieses auf dem Conne-Island-Gelände verboten.
"Das sogenannte Palituch ist unserer Ansicht nach im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts mit Ausgrenzung, Gewalt und Diskriminierung verbunden" - alles Werte, die das "Zentrum von und für Linke" nicht unterstütze.
Die Situation mit der Palästinenserin sei laut einem Statement auf Instagram jedoch ganz anders abgelaufen und man habe sie nur freundlich darauf hingewiesen, entweder ihr Tuch abzunehmen oder den Platz zu verlassen.
"Das Ringen des Conne Island um eine israelsolidarische Position und seine Kritik des Antisemitismus hat [laut Instagram-Statement] schon immer zu Kontroversen innerhalb der Linken geführt."
Trotzdem weist das Zentrum die Vorwürfe einer jahrelangen Entwicklung in die rechte Schiene vehement zurück.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/Jan Woitas; dpa/Abed Al Hashlamoun