Ein finnisch-deutscher Ausflug in die Moderne: Internationales Künstler-Duo in Sachsen

Leipzig - Am Samstagabend eröffneten Leipzigerin Marlet Heckhoff und Erno Enkenberg aus Helsinki ihre Gemeinschaftsausstellung "Vom Kommen und Gehen" im Galerie Hotel Leipziger Hof. Auch wenn die Werke der beiden Maler auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, so verbindet sie ein ähnlicher Hintergrund.

Kennengelernt haben sich Erno Enkenberg und Marlet Heckhoff während ihrer Künstlerresidenz in Kokkola.
Kennengelernt haben sich Erno Enkenberg und Marlet Heckhoff während ihrer Künstlerresidenz in Kokkola.  © Emily Mittmann

"Als Künstler kommen oder gehen wir immer, abhängig davon, wie man es betrachtet", so Erno Enkenberg über den Titel der Ausstellung.

Kennengelernt hätten sich die beiden während Heckhoffs Künstlerresidenz in der finnischen Stadt Kokkola vor sieben Jahren. Seither habe der Kontakt der Entfernung getrotzt.

Als sich für die Leipzigerin die Möglichkeit einer Ausstellung ergab, habe sie den Finnen einfach mit ins Boot geholt.

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"Man sieht den Unterschied sehr gut, welche Arbeiten von wem sind", scherzte auch Kuratorin Kerstin Herrlich.

Denn während Enkenberg mit fotorealistischen Ölbildern für Eindruck sorgt, besticht Heckhoff insbesondere mit grellen Farben und extravaganten Formen.

Doch so konträr die Umsetzung der beiden auch sein mag, der Hintergrund ihrer Werke bleibt zumindest ähnlich: Sie teilen das Thema der Moderne mit einem gewissen Bezug zu Videospielen.

Auch wenn die Umsetzung der beiden Künstler sehr unterschiedlich ist, teilen sie beide einen ähnlichen Hintergrund.
Auch wenn die Umsetzung der beiden Künstler sehr unterschiedlich ist, teilen sie beide einen ähnlichen Hintergrund.  © Emily Mittmann

Erno Enkenberg: Vom digitalen 3-D-Modell zum traditionellen Ölgemälde

In seinen Bildern überwindet Enkenberg die Gesetze der Natur und zeigt seine Figuren unter anderem in Übergröße.
In seinen Bildern überwindet Enkenberg die Gesetze der Natur und zeigt seine Figuren unter anderem in Übergröße.  © Emily Mittmann

"Ich kombiniere etwas sehr Modernes beziehungsweise Digitales mit der alten Tradition des Ölgemäldes", erklärte Enkenberg gegenüber TAG24.

Grundlage seiner Bilder seien 3-D-Modelle, die er vorher am Computer erstellt. Dabei handele es sich aber keinesfalls um einfache Bilder, sondern um ganze Szenen, die er aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und dann mit Ölfarben auf der Leinwand einfängt.

Doch lässt nicht nur das animiert wirkende Aussehen der Figuren an Videospiele erinnern. Auch die Gesetze der Natur wagt der Künstler in seinen Bildern zu brechen.

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So entstehen Charaktere in Übergröße und Personen, die sich überschneiden und ineinander übergehen. Fast wie bei einem Bug oder Glitch in Videospielen.

"Ich glaube, es erzählt viel über die Art und Weise, in der wir miteinander in Kontakt treten. Zum Beispiel umarmen sich die Frauen auf einem Bild, aber sie gehen aneinander vorbei, also treffen sie sich nicht. Es passt nicht", so der Finne.

"Ich denke, es zeigt unsere Fähigkeit oder Unfähigkeit, uns gegenseitig zu sehen oder zu verstehen."

Marlet Heckhoff: Futuristische Bilder mit aktueller Botschaft

Der Titel des Bildes "Liberté, Égalité, scheiß AfD" macht Heckhoffs politischen Standpunkt deutlich.
Der Titel des Bildes "Liberté, Égalité, scheiß AfD" macht Heckhoffs politischen Standpunkt deutlich.  © Emily Mittmann

"Videospiele, Science-Fiction-Filme: Das ist so die Ästhetik, die ich selber sehr mag und die ich einfach deswegen auf diesen Bildern reproduziere", so Heckhoff.

Mithilfe von Neon-Farben, klaren Linien und außergewöhnlichen Formen spiegelt sie in ihren Bildern zeitgenössische und modern Strukturen wider.

Inspiration dafür geben ihr unter anderem 3-D-modellierte Werbespots aus Social Media oder auch die Ästhetik von Anzeigen für Videospiele.

"Ich hab irgendwann gedacht, ich würde gerne meine Bildsprache oder diese Formensprache in so eine Pixel-Grafik umwandeln", erläuterte sie.

Eine Leinwand zu rastern sei ihr jedoch zu simpel gewesen, weshalb sie sich entschied, neben der Malerei Mosaike aus Klemmsteinen zu erstellen.

Doch abgesehen von den abwechslungsreichen Konstellationen auf ihren Bildern sorgen auch die Bildtitel für Spannung.

"Ich habe das Bedürfnis, meinen Standpunkt klarzumachen. Ich möchte zeigen, was ich von dieser politischen Situation halte. Ich möchte aber nicht deswegen meine Bilder verändern und irgendwelche Symbole unterbringen, also mache ich das über Titel deutlich."

Mit Titeln wie "Das 'B' in Rassismus steht für Bildung", "Nazis essen heimlich Falafel" und "Lebe stets so, dass die AfD etwas dagegen hat", wolle sie erreichen, dass sich ihre Ausstellungslisten wie Demos lesen.

Zum 98. Mal! Das Galerie Hotel Leipziger Hof feiert bald seine 100. Ausstellung

Erno Enkenberg, Kerstin Herrlich und Marlet Heckhoff (v.l.n.r.) feierten am Samstag die 98. Ausstellung des Galerie Hotels Leipziger Hof.
Erno Enkenberg, Kerstin Herrlich und Marlet Heckhoff (v.l.n.r.) feierten am Samstag die 98. Ausstellung des Galerie Hotels Leipziger Hof.  © Emily Mittmann

Während Heckhoff in den kommenden Monaten unter anderem im Kunsthaus Kaufbeuren in Bayern und in der Galerie Julius Neu in Hamburg ausstellen wird, habe Enkenberg zumindest in Deutschland noch nichts Festes in Planung.

Die gemeinsame Ausstellung "Vom Kommen und Gehen" kann im Galerie Hotel Leipziger Hof nun noch bis 16. Juni besucht werden.

Im Anschluss daran soll auf die beiden jüngeren zur 99. Ausstellung wieder ein älterer Künstler gezeigt werden.

Für die 100. Ausstellung am Ende des Jahres plane Kerstin Herrlich eine Gemeinschaftsausstellung mehrerer Generationen der Leipziger Schule.

Seit etwa zwei Jahren und acht Ausstellungen sei sie inzwischen schon für derartige Veranstaltungen des Hotels verantwortlich.

Einen Ausstellungsort habe sein ehemaliger Besitzer, Physiker Klaus Eberhard, aus dem Hotel gemacht.

Als Kunstsammler und Galerist galt er als Förderer der Leipziger Schule. 2021 verstarb Eberhard und hinterließ ein Hotel voller Originale.

Titelfoto: Bildmontage: Emily Mittmann

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