High Voltage in Leipzig: Bürger wehren sich gegen großes Umspannwerk auf Sportplatz

Von Anke Brod

Leipzig - Ein Umspannwerk auf dem Sportplatz? Genau das ist im Leipziger Stadtteil Stötteritz geplant. Die Anlage soll ab 2026 auf einer Rasenfläche des alteingesessenen "Allgemeinen Turnvereins für Leipzig" (ATV 1845) entstehen. Anwohner und der Stadtbezirksbeirat Südost (SBB) sind auf 180: Sie verlangen einen Alternativstandort! Am heutigen Mittwoch steht das Thema zur Leipziger Ratsversammlung auf der Agenda.

Auf dieser Rasenfläche des ATV Stötteritz ist bislang das neue Umspannwerk geplant.
Auf dieser Rasenfläche des ATV Stötteritz ist bislang das neue Umspannwerk geplant.  © Anke Brod

Das Umspannwerk auf dem ATV-Gelände soll parallel zum Paulinerweg gebaut werden. Die Auffahrt erfolgt von der Naunhofer Straße aus. Diese Ecke ist nicht nur als Naturschutzgebiet ausgewiesen - eine stattliche Baumallee gibt es dort auch. Aus deren Reihen sollen für die Zuwegung acht Linden gefällt werden.

Mit einem Alternativplatz für das Projekt will der SBB der weiteren Versiegelung von Grün- und Sportflächen in Leipzig entgegenwirken.

"Die Planungen für den favorisierten Standort auf dem Gelände des ATV 1845 sollten bis zum Vorliegen eines Alternativstandorts ausgesetzt werden", fordern die Mitglieder.

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Ein Netzausbau sei unstrittig, so der SBB, aber meint: "Die Bebauung des großflächigen unversiegelten Naturrasenfeldes, welche dem Sport- und Freizeitbedarf dient und einen wichtigen klimatischen Beitrag zum Mikroklima der Stadt leistet, lehnen wir ab."

Eine Alternative für das geplante Umspannwerk könnte der aktuelle Baustellenplatz an der Prager Straße sein.
Eine Alternative für das geplante Umspannwerk könnte der aktuelle Baustellenplatz an der Prager Straße sein.  © Anke Brod

Steigender Strombedarf bis 2040

Diese Lindenallee prägt die Naunhofer Straße in Stötteritz im hinteren Teil. Für die Zufahrt zum geplanten Umspannwerk müssten an der Ecke zum Paulinerweg acht Bäume weichen. Darüber ärgern sich die Anwohner.
Diese Lindenallee prägt die Naunhofer Straße in Stötteritz im hinteren Teil. Für die Zufahrt zum geplanten Umspannwerk müssten an der Ecke zum Paulinerweg acht Bäume weichen. Darüber ärgern sich die Anwohner.  © Anke Brod

Ein bereits versiegelter Alternativstandort sei zu bevorzugen, wie einer der Garagenhöfe in der Schlesier-, Holzhäuser-, Ludolf-Colditz- oder der Augustiner Straße.

Wenn rund 32 Millionen Euro an Investitionen für das Umspannwerk veranschlagt würden, sei auch eine angemessene Entschädigung für jeweilige Garagenbesitzer möglich. Auch die ehemalige Friedhofsgärtnerei an der Prager Straße, aktuell Lagerplatz der Großbaustelle dort, käme infrage.

"Als kommunales Unternehmen arbeiten wir mit dem, was uns seitens des Stadtplanungsamtes als beste Option vorgeschlagen wird", äußerte sich indes der Pressesprecher der Leipziger Stadtwerke, Frank Viereckl, auf TAG24-Anfrage zum bisher vorgesehenen Areal. Und das sei der Standort auf dem ATV-Sportplatz.

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"Wir müssen in Leipzig bei einem bis 2040 deutlich steigenden Strombedarf voraussichtlich sieben neue Umspannwerke errichten", erklärte er. Bei 17 bestehenden entspreche das einem Zubau von 40 Prozent. Aktuell hänge Stötteritz an den kapazitätsmäßig begrenzten Anlagen Thonberg und Lößnig. "Wir wollen nicht in die Situation kommen, neue Anschlüsse ablehnen zu müssen", verdeutlichte Viereckl.

Fazit der Stadtwerke: "Wenn der Standort ATV-Sportplatz im Stadtrat durchfällt, haben wir ein Problem, wir würden mindestens anderthalb bis zwei Jahre verlieren!"

Unter anderem der Garagenhof hinter dem Wertstoffhof in der Augustinerstraße wäre nach Einschätzung einiger Bürger das geeignete Areal für das Umspannwerk.
Unter anderem der Garagenhof hinter dem Wertstoffhof in der Augustinerstraße wäre nach Einschätzung einiger Bürger das geeignete Areal für das Umspannwerk.  © Anke Brod

Beim Fotoshooting vor Ort nannte ein Garagenpächter TAG24 noch eine Alternative: Das Umspannwerk könne jenseits der Etzoldschen Sandgrube auf der Schotterbrache neben der Prager Straße erbaut werden. Dort störten auch mögliche Brummgeräusche nicht!

Eine Spaziergängerin sagte ihrerseits glasklar: "Hat man denn heute keinen Respekt mehr vor einem Naturschutzgebiet?"

Titelfoto: Bildmontage: Anke Brod

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