"Krass, was das für Zustände sind": Uni-Leipzig-Professor schubst Aktivistin zu Boden

Leipzig - "Dann hat der Professor mich hier auf den Boden geschmissen." Das erzählte eine aktivistische Person in einem Instagram-Video, das aktuell viral geht. Darin werden Anschuldigungen gegen einen Soziologie-Dozenten der Universität Leipzig, Prof. Dr. Roger B., gemacht. Die Universität bezieht Stellung.

Das am Donnerstag gepostete Video geht mittlerweile viral.
Das am Donnerstag gepostete Video geht mittlerweile viral.  © Screenshot/Instagram/@widersetzen_leipzig

"Mir ist gerade was Megakrasses passiert", sagt die aktivistische Person zu Beginn des Videos. Sie bezieht sich auf einen Vorfall, der am Mittwoch in einem Hörsaal stattgefunden hat.

In einer Soziologie-Vorlesung wollte sie vor Vorlesungsbeginn Kommilitonen und Kommilitoninnen einladen, sich am Protest gegen die Gründung der AfD-Jugend zu beteiligen.

Dem Professor gefiel das nicht. Laut der aktivistischen Person soll er sie zuerst im Nacken gepackt und dann zu Boden geschubst haben, als sie auf dem Weg nach draußen war.

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"Er hat auf mich gezeigt und meinte: 'In meiner Vorlesung werden keine politischen Aufrufe gemacht'", heißt es in dem Video weiter. "Ich finde krass, was das für Zustände sind in der Soziologie hier an der Uni in Leipzig."

Eine Reaktion der Universität folgte schnell. Am Donnerstag wurde ein offizielles Statement auf der Webseite der Institution veröffentlicht. "Ich war von der Situation überfordert, ich bin handgreiflich geworden", ließ der Dozent mitteilen.

"Dafür möchte ich in aller Form um Entschuldigung bitten bei der mir unbekannten Person. Ich hätte sie weder am Arm anfassen und aus dem Hörsaal ziehen, noch vor dem Hörsaal wegstoßen dürfen", hieß es weiter.

Für den Professor kam der Aufruf zum falschen Zeitpunkt

Die Universität Leipzig bezog schnell Stellung. (Archivfoto)
Die Universität Leipzig bezog schnell Stellung. (Archivfoto)  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Roger B. teilte mit, dass er wenige Minuten vor Vorlesungsbeginn damit konfrontiert wurde, den Aufruf zuzulassen. Laut eigener Aussage war er überrascht.

"Ich habe deutlich gemacht, dass ich das nicht zulassen möchte, da dies unangemeldet geschehe, die Universität politisch neutral sei und die Lehrräume der fachlichen Ausbildung vorbehalten seien", so der Professor.

Trotzdem kam es zu dem Aufruf. Nachdem der Dozent die aktivistische Person aus dem Hörsaal entfernt hatte, bezeichnete diese ihn als "Faschisten". Dabei sei er handgreiflich geworden.

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Er bitte um ein persönliches Gespräch in einem "geschützten und respektvollen Rahmen". Weiter sagte er: "Zudem ist mir wichtig, zu sagen: Mir ging es ganz und gar nicht um eine inhaltliche Ablehnung von Aktivitäten gegen rechtsextremes Gedankengut. Für mich war dies schlicht der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort für einen Demo-Aufruf."

Ob es zu diesem Gespräch kommen wird, ist aktuell noch offen.

Für die Universität Leipzig ist es bereits das zweite Mal in wenigen Tagen, dass einer ihrer Professoren für Diskussionen sorgt. Der Jura-Professor Tim Drygala (62) sorgte für Schlagzeilen, weil er wegen umstrittener Tweets von Linken-Chefin Heidi Reichinnek (37) angezeigt wurde.

Titelfoto: Bildmontage: Screenshot/Instagram/@widersetzen_leipzig; Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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