Küken stürzen von Balkon in den Tod: Leipziger Entenretter im Dauereinsatz

Von Lutz Brose

Leipzig - Alle Sommer wieder klingelt das Telefon heiß bei der Motorbootsvermietung am Saale-Leipzig-Kanal in Lindenau. Doch viele Anrufer wollen kein Boot mieten, sondern bitten Inhaber Stephan Lademann (47) um Hilfe.

Die jungen Enten werden im besten Fall mitsamt der Mutter eingefangen.  © Lutz Brose

"Es sind meist Leute, auf deren Balkonen frisch geschlüpfte Entenküken aufbrechen, um ihr Nest zu verlassen. Die Küken folgen unbekümmert dem Muttertier und weil sie noch nicht fliegen können, enden die Vorhaben oft tödlich."

Doch wenn alles gut geht, kommt dem der Tieretter zuvor.

"Zuerst gilt es, die Mama einzufangen, was sich wegen der Scheu der Vögel oft schwierig gestaltet. Gelingt dies nicht und sie gibt ihre Brut auf, landen sie bei mir", so Lademann, der wegen seiner langjährigen Verdienste in der Tierrettung liebevoll Entenpapa genannt wird.

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"Oberstes Gebot ist immer, die ganze Familie einzufangen und zum nächsten Gewässer zu begleiten. Notfalls mit Polizei-Eskorte", so der Experte weiter.

Die im Abklingen befindliche Brutsaison 2025 verlief vergleichsweise ruhig. Bislang wurden auf dem schwimmenden "Waisenhaus" rund 100 Stockenten und ein Haubentaucher in Obhut genommen.

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Am nächsten Gewässer angekommen, werden die Tiere dann wieder freigesetzt.  © Lutz Brose

In freier Wildbahn würde er keinen Tag überleben: Fridolin bleibt

Ein Tier ist dem Entenpapa Stephan Lademann (47) treu geblieben. Die in der Entwicklung zurückgebliebene Stockente Fridolin.  © Lutz Brose

In den vergangenen Jahren waren es doppelt so viele.

Neben den selbst geretteten Tieren werden auch einzeln aufgefundene Exemplare an den Kanal gebracht.

Unter ihnen erstmals ein Haubentaucher, der in einem Becken gerade die ersten Tauchgänge unternimmt.

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Am Wochenende wurden rund zwei Dutzend Stockenten beringt und erfolgreich ausgewildert.

Am Ende bleibt immer nur Fridolin dem Entenpapa treu. Fridolin ist eine Stockente, die in ihrer Entwicklung derart zurückgeblieben ist, dass sie in der freien Natur nicht einen einzigen Tag überleben würde.

Mittlerweile gehört Fridolin seit fünf Jahren zur Familie Lademann.

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