Leipziger Maler lässt erfrorenen Bettler im Vatikan "auferstehen"

Leipzig/Rom - Es ist eine wundersame Geschichte: Im November 2022 erfror ein deutscher Obdachloser auf dem Petersplatz. Nun ist er als Apostel auf einem Altargemälde "wiederauferstanden". Verantwortlich dafür ist ein Leipziger Maler.

Der Ausschnitt des Cranach-Triegel-Altars zeigt den erfrorenen Obdachlosen Burkhard Scheffler (rote Basketballmütze) als Petrus.  © DPA

In den Nächten ist es jetzt auch in Rom schon wieder kalt. So kalt, dass die Obdachlosen, die jeden Abend rund um den Petersplatz ihr Nachtquartier aufschlagen, einige Extralagen Zeitungen und Karton mitbringen.

Wenn auch nicht so bitterkalt wie im November vor drei Jahren, als einer von ihnen hier erfror, ein Deutscher. Jetzt ist Burkhard Scheffler - so hieß der Mann, den bislang kaum jemand mit Namen kannte - zurück: als Petrus auf einem Altarbild einer Nebenkirche des Petersdoms.

Heiliger geht kaum. Der 1961 geborene Scheffler gehörte zu den mehreren Dutzend Obdachlosen, die das ganze Jahr hindurch unter den Kolonnaden des Petersplatzes übernachten.

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Der Vatikan erlaubt das. Die überdachten Säulengänge bieten Schutz vor Wind und Regen. Außerdem sind die Touristen hier eher bereit, Geld zu geben als anderswo in der Stadt.

Mit seinem Bart fiel der deutsche Bettler auch Michael Triegel (56) auf. Der Maler aus Leipzig, der auch den früheren deutschen Papst Benedikt XVI. porträtiert hat, ist oft in Rom.

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Unter den Kolonnaden am Petersplatz liegen Obdachlose in Schlafsäcken, um dort die Nacht zu verbringen.  © DPA

Der obdachlose Scheffler ließ sich zeichnen

Besucher stehen andächtig vor dem Cranach-Triegel-Altar in der Marienkirche des Friedhofs Campo Santo Teutonico.  © DPA

Im Winter 2018 sah er Scheffler im Stadtteil Trastevere auf der Schwelle einer Kirche sitzen. "Ich habe sofort gedacht: Der sieht aus wie Petrus. Wenn du irgendwann einen Petrus für ein Bild brauchst - das ist dein Petrus."

Scheffler willigte ein, sich für 70 Euro Honorar malen zu lassen. Triegel brauchte eine halbe Stunde nur.

Aus der Skizze wurde ein Porträt, "Römischer Bettler", das Triegel auch nutzte, als er den Auftrag bekam, für ein im 16. Jahrhundert schwer beschädigtes Altargemälde von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) aus dem Dom von Naumburg (Sachsen-Anhalt) einen neuen Mittelteil zu malen.

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Dort ist der Obdachlose aus Rom nun inmitten anderer moderner Figuren auf goldenem Grund als Petrus mit rotem Basecap zu sehen, der Zweite von rechts.

Als Papst Franziskus erfuhr, dass Scheffler erfroren war, nahm er den Deutschen in sein nächstes Sonntagsgebet auf. Zudem sorgte dafür, dass Scheffler auf dem Campo Santo Teutonico ein Grab erhielt, dem deutschen Friedhof neben dem Petersdom.

In dessen Kapelle steht aktuell auch Triegels ausgelagertes Altar-Gemälde, nur wenige Schritte entfernt vom Grab des Erfrorenen.

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