Nazi-Zeichen? Leipziger sorgen sich über dubiose Botschaft an Stötteritzer Hauswänden

Von Anke Brod

Leipzig - Nazicode oder Dummejungenstreich? Das fragen sich gerade einige Bürger im Leipziger Stadtteil Stötteritz. Dort prangt seit kurzem nämlich an zwei Hauswänden unübersehbar in schwarzer Farbe die rätselhafte Zahlenkombination "288".

Das Übel prangt dick und breit an einer Hauswand in der Baumeyerstraße.
Das Übel prangt dick und breit an einer Hauswand in der Baumeyerstraße.  © Anke Brod

"Nach Prüfung des Sachverhalts sind die Zeichen der Graffitiszene zuzuordnen, informierte Sprecherin Mandy Heimann von der Polizeidirektion Leipzig TAG24 auf Anfrage. 

Sie erklärte weiter: "Eine politische Botschaft ergibt sich aus den Zeichen nicht, sodass seitens Polizei keine Veranlassung zur Entfernung des Graffiti gesehen wird". 

Dafür sei der Eigentümer zuständig. Das Polizeirevier Südost habe eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufgenommen, hieß es.

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Eines der beiden Zeichen ist in der Baumeyerstraße am Eckhaus einer Steuerberaterin. 

Der Haupteingang der Kanzlei zeigt zur Holzhäuser Straße. Wer sich hier stadtauswärts bewegt, müsste fast blind sein, sollte er die riesigen schwarzen Zahlen auf der ansonsten weißen Fassade übersehen.

Der Pfeil unter der delikaten Chose könnte entlang der Holzhäuser Straße möglicherweise den Weg zu Erzeugnis Numero 2 weisen. Tatsächlich findet sich eine fast identische Schmiererei gut dreihundert Meter weiter links in die Zuckelhäuser Straße hinein. Hier traf es das evangelische Studienhaus. Diese Zahlen sind für Verkehrsteilnehmer von der angrenzenden Sommerfelder Straße aus sichtbar.

Polizei Leipzig: Keine Nazi-Schmierereien in Stötteritz

Auch am evangelischen Studienhaus ist das dubiose Zeichen zu finden.
Auch am evangelischen Studienhaus ist das dubiose Zeichen zu finden.  © Anke Brod

Verständlich daher die Sorge aufmerksamer Bürger, die Werke könnten aus dem rechten Spektrum stammen. Doch dazu lassen sich derzeit laut Polizei in der gemeldeten Form keine Rückschlüsse ziehen.

Die meisten Zahlen in Nazi-Codes stehen für Buchstaben. So bedeutet "1" ein "A", die "2" ist das "B"... Damit lassen sich Kennungen verfassungswidriger Organisationen versteckt an Autokennzeichen oder Hauswänden darstellen. 

Bei einer Interpretation der Stötteritzer Schöpfung "288" irritiert für dieses Ansinnen allerdings die Zahl "2". 

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Sie macht die vorliegende Kombination eben nicht explizit zum Nazi-Code. Stünde "88" aber allein, könnte es theoretisch den achten Buchstaben im Alphabet bedeuten. Übersetzt wäre dies dann "HH" , also das verbotene "Heil Hitler".

Die Sprühaktion könnte durchaus das harmlose, wenngleich unschöne Ergebnis geltungssüchtiger Flegel sein. So oder so. Den betroffenen Hauseigentümern drängt sich sicherlich eine ganz andere Frage auf: "Ist das Kunst, oder kann das weg?!"

UPDATE, 12.40 Uhr: Graffiti-Gruppe bekennt sich, kein rechter Hintergrund

Hoppla, jetzt bekennen sich die "Schuldigen" anonym doch glatt zu ihren Werken. Auf Instagram kommentierte die Graffiti-Gruppe "288.Gang" den TAG24-Artikel. Dabei stellten sie selbst klar, dass die Zahlenkombination keinen rechten Hintergrund habe.

"288 ist immer noch die Abkürzung von unserer Postleitzahl - 04288 ist das Viertel, aus dem wir kommen und hat NICHTS mit Politik zutun", hieß es.

Titelfoto: Anke Brod

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