Parkchaos rund ums RB-Stadion: "Sind bei der nächsten Eskalationsstufe"

Leipzig - Das Verkehrschaos rund um die Red Bull Arena beschäftigt weiterhin die Messestadt. Maßnahmenprogramme der Stadt lassen auf sich warten. Nun schaltet sich auch RB in die Angelegenheit ein.

Die Verkehrssituation rund um die Red Bull Arena beschäftigt weiterhin Leipzigs Stadtverwaltung. Weil Lösungen noch immer auf sich warten lassen, schaltet sich nun auch RB Leipzig in die Angelegenheit ein.
Die Verkehrssituation rund um die Red Bull Arena beschäftigt weiterhin Leipzigs Stadtverwaltung. Weil Lösungen noch immer auf sich warten lassen, schaltet sich nun auch RB Leipzig in die Angelegenheit ein.  © News5 / Grube

Zehn Tage sind es noch, dann startet die aktuelle Bundesliga-Saison endlich ins Jahr 2023 mit dem Heimspiel RB Leipzig gegen den FC Bayern München. Mehr als 47.000 Fußballfans werden dann in der Messestadt erwartet. Am Montag hatte RB auf seiner Website mitgeteilt, dass die Partie ausverkauft sei.

Eines scheint damit bereits jetzt sicher: Mit einer Entspannung des Verkehrs rund um die Red Bull Arena ist auch diesmal nicht zu rechnen.

Staus auf den Straßen, illegal abgestellte Autos auf Grünflächen, Radwegen und in Rettungseinfahrten - das Verkehrschaos rund um das RB-Stadion hatte zuletzt für einiges an Aufsehen und jede Menge Kritik gesorgt.

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Noch im November beschloss Leipzigs Ratsversammlung die Ausarbeitung eines Sofortmaßnahmenprogramms, das die Stadt bis Ende des Jahres vorlegen sollte.

Gefragt, ob er dies überhaupt für möglich halte, hatte Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) noch erklärt: "Ich halte das für notwendig." Erste Maßnahmen sollten bereits bis zum 20. Januar umgesetzt sein, wie Leipzigs Ordnungsamt im Dezember auf eine Anfrage von TAG24 mitteilte.

Allzu notwendig scheint die Sache dann doch nicht gewesen zu sein, denn wie TAG24 mittlerweile erfuhr, fehlt von dem Programm bisher jede Spur. Und auch die angekündigten Maßnahmen lassen auf sich warten. "Es gibt definitiv keine neuen Planungen oder Maßnahmen, die am 20. Januar umgesetzt werden", teilte die Stadt auf eine weitere Anfrage mit.

RB Leipzig zieht rechtliche Schritte in Betracht

RB kritisiert, dass die Verkehrslage insbesondere in den nächsten zwei Jahren Probleme für Fans als auch anreisende Mannschaften hervorbringen könnte. Mittlerweile soll der Bundesligist sogar über rechtliche Schritte nachdenken.
RB kritisiert, dass die Verkehrslage insbesondere in den nächsten zwei Jahren Probleme für Fans als auch anreisende Mannschaften hervorbringen könnte. Mittlerweile soll der Bundesligist sogar über rechtliche Schritte nachdenken.  © Jan Woitas/dpa

Damit nicht genug, denn mittlerweile hat sich auch RB Leipzig in die Angelegenheit eingeschaltet.

In einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (LVZ) erklärte Ulrich Wolter, Chief Relationship Officer (CRO) der Roten Bullen, dass die Stadt seit Jahren einen selbst geschaffenen rechtswidrigen Zustand aufrechterhalten würde.

So soll die Stadtverwaltung bereits 2018 eine bestimmte Anzahl an Parkplätzen rund um die Arena zugesichert haben. Dabei ebenfalls eingeplant: Die Stellfläche am Cottaweg, auf der regelmäßig Kleinmesse und Zirkus stattfinden. 1155 Parkplätze würden RB verloren gehen, weil das Areal immer wieder anderweitig vergeben wird.

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Wie TAG24 erfuhr, kritisiert der Bundesliga-Klub, dass sich insbesondere in den nächsten zwei Jahren Probleme für die Fans, aber auch für die anreisenden Mannschaften ergeben können. Der Grund: Baustellen wie die auf der Waldstraße sowie die allgemein schon schwierige Verkehrssituation rund um die Arena.

Wenn Fans nicht mehr mit dem Auto kommen sollen, brauche es einen leistungsfähigen ÖPNV, ein gut ausgebautes Park+Ride-System und ausreichend Fahrradabstellmöglichkeiten. Zwar hatte die Stadt schon 2021 einen Rahmenplan Stadionumfeld angekündigt, in dem all diese Punkte aufgegriffen werden sollen. Auch dieser befindet sich seitdem jedoch in Bearbeitung. Aktuell sei vorgesehen, eine Vorlage zur Freigabe für die Beteiligung der Öffentlichkeit im ersten Quartal 2023 im Stadtrat zu behandeln, hieß es.

Dem LVZ-Bericht zufolge liebäugelt RB mittlerweile gar damit, rechtlich gegen das Verhalten der Stadt in Bezug auf die Stellfläche am Cottaweg vorzugehen.

Aktuelle Situation nicht mehr tragbar

"Wenn RB dagegen vorgeht, wären sie wahrscheinlich im Recht", sagt Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek (42), hier bei einer Delegiertenkonferenz der sächsischen Grünen im Jahr 2018. (Archivbild)
"Wenn RB dagegen vorgeht, wären sie wahrscheinlich im Recht", sagt Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek (42), hier bei einer Delegiertenkonferenz der sächsischen Grünen im Jahr 2018. (Archivbild)  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

"Die Stadt begeht Rechtsbruch, wenn sie die Stellplätze nicht zur Verfügung stellt", erklärte Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek (42) gegenüber TAG24. "Wenn RB dagegen vorgeht, wären sie wahrscheinlich im Recht."

Kasek hatte im November die Ausarbeitung des Sofortmaßnahmenprogramms in den Stadtrat gebracht, wartet seitdem auf Rückmeldung seitens der Verwaltung. Zwar habe die Stadt bereits gehandelt und unter anderem Poller an der Grünfläche am Cottaweg aufgebaut. Dennoch konstatierte der Stadtrat: "Wir haben das Ziel erneut nicht erreicht, jetzt sind wir bei der nächsten Eskalationsstufe."

Die spannende Frage sei nun, wie sich die Situation bei künftigen Heimspielen von RB Leipzig darstellt. Gleichzeitig betonte Kasek, dass das Verkehrschaos weder für Bewohner des Waldstraßenviertels noch für Fans von RB mehr tragbar sei.

Die Stadt müsse jetzt dringend handeln. "Sie muss sich mit RB und dem Fanverband an einen Tisch setzen und sicherstellen, dass der Verkehr nicht mehr bis zum Stadion kommt. Sie muss sicherstellen, dass die Parkhäuser in der Innenstadt genutzt werden und nicht mehr wie zuletzt bei Spielen leer stehen. Und sie muss längerfristig den Verkehr um das Stadion neu gestalten."

Die Schaffung eines Runden Tisches, an dem neben den bereits genannten Beteiligten auch Vertreter der Leipziger Verkehrsbetriebe, der Polizei und verschiedener Stadtbezirksbeiräte Platz nehmen würden, war bereits Inhalt des Sofortmaßnahmenprogramms. Wie TAG24 erfuhr, würde RB Leipzig ein solches Vorhaben sowohl begrüßen als auch unterstützen.

Titelfoto: News5 / Grube

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