"Plogging": Wie eine Leipziger Professorin Kindern Beine macht

Leipzig - Zocken und Handy - der Bewegungsdrang vieler Kinder hierzulande beschränkt sich heute auf Maus-Hand und Scroll-Daumen. Eine Sportwissenschaftlerin der Universität Leipzig versucht nun mit einer ungewöhnlichen Sportart, die kleinen Digital-Zombies wieder in Schwung zu bringen - und dabei für den Umweltschutz zu sensibilisieren.

Sie will das "Plogging" an Sachsens Schulen etablieren: Almut Krapf (45), Professorin an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig.
Sie will das "Plogging" an Sachsens Schulen etablieren: Almut Krapf (45), Professorin an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig.  © Uni Leipzig / Swen Reichhold

Plogging ist ein internationales Kofferwort aus dem schwedischen "plocka" und dem englischen "Jogging". Ins Deutsche übersetzt hieße es "aufheben und rennen".

Beim Joggen Müll aufsammeln - was in Skandinavien eine bekannte Freizeit-Sportart ist, für die es in Schweden sogar Meisterschaften gibt, erntet hierzulande noch ungläubige Blicke.

Doch das könnte sich bald ändern. Die Leipziger Sportwissenschaftlerin Dr. Almut Krapf (45), die an der hiesigen Universität eine Professur für Grundschuldidaktik Sport innehat, will Plogging an den Schulen etablieren und hat die neue Sportart als Projekt ins Lehramtsstudium eingeführt.

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"Plogging ist eine gute Möglichkeit, Bewegung in den Schulalltag zu bringen und den Kindern zugleich Nützliches zur Abfalltrennung zu vermitteln", erklärt Krapf. Zudem sei es wichtig, dass Studenten während des Lehramtsstudiums viele Praxiseinblicke bekämen.

Inzwischen wird Plogging von der Fakultät sogar als Thema für Staatsexamensarbeiten angeboten.

Die neue "Timur-Bewegung"

Grundschüler beim rennenden Müllsammeln in einem Leipziger Park - das soll Bewegung und Umweltbewusstsein fördern.
Grundschüler beim rennenden Müllsammeln in einem Leipziger Park - das soll Bewegung und Umweltbewusstsein fördern.  © Uni Leipzig / Swen Reichhold

In der Praxis geht die Professorin mit Leipziger Grundschulkindern in Parkanlagen auf Müll-Jogging-Tour.

Mit Handschuhen, orangefarbenen Westen und Mülltüten ausgestattet, rannten die Sieben- bis Neunjährigen etwa im Juli durch den Lene-Voigt-Park und sammelten unterwegs allen Abfall auf, den sie erblickten.

An speziellen Stationen sortierten die Kinder dann den Müll unter Anleitung von Studenten in die unterschiedlichen Kategorien ein.

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Bei einer weiteren Aktion am Allee-Center hätten die Kinder sogar alte Autoreifen und ein kaputtes Keyboard aus dem Gebüsch gezogen, berichtet Krapf. Ihre Studenten erforschen derweil, wie sich "Plogging" auf Sportlichkeit, Umweltbewusstsein und Motivation von Schulkindern auswirkt.

Das Ganze lässt Erinnerungen an die "Timur-Bewegung" der DDR wach werden. Im Oktober sind die nächsten Aktionen geplant.

Titelfoto: Bildmontage: Uni Leipzig / Swen Reichhold

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