Wegen Sprengattacken: Leipziger Sparkassen ziehen Konsequenzen
Leipzig - Die Sparkasse Leipzig reagiert auf die seit Jahren anhaltend hohe Zahl von Sprengangriffen auf Geldautomaten und führt mit sofortiger Wirkung neue nächtliche Verschlusszeiten ein: Fast alle Filialen mit innenliegendem Selbstbedienungs-Bereich (SB) sind damit ab dem heutigen Donnerstag zwischen 0 und 5 Uhr nicht mehr zugänglich. Allein im Stadtzentrum gibt es Ausnahmen.
"Die Explosionen richten sich nicht nur gegen die Automatentechnik, sie bedrohen vor allem die Sicherheit von Anwohnern und zufällig anwesenden Passanten und können immense Schäden an Wohn- und Geschäftshäusern verursachen", sagt Andreas Nüdling, Vorstandsmitglied der Sparkasse Leipzig.
Bisher galt bereits in einigen Geschäftsstellen ein nächtlicher Verschluss des SB-Bereiches, wie etwa in der Niederlassung an der Dresdner Straße in Reudnitz. Nun wird die Regelung auf das gesamte Geschäftsgebiet ausgeweitet – allein im Leipziger Zentrum bleiben einige Filialen weiterhin rund um die Uhr geöffnet.
Die Sparkasse Leipzig folgt damit nach eigenen Angaben den Empfehlungen des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI).
Erst im November hatte der Bundestag eine Verschärfung des Sprengstoffgesetzes beschlossen. Die Novellierung sieht vor, diejenigen härter zu bestrafen, die eine Explosion herbeiführen, um Diebstähle zu begehen. Wer dabei sogar andere Menschen schwer verletzt, muss künftig mit mindestens fünf Jahren Gefängnis rechnen.
Knapp 400 gesprengte Bankautomaten pro Jahr im Bundesgebiet
Laut dem Bundeskriminalamt wurden zwischen 2020 und 2024 durchschnittlich 600 Geldautomaten pro Jahr in Deutschland beschädigt, etwa zwei Drittel davon infolge einer Sprengung.
Die Sparkasse Leipzig gibt an, dass alle ihrer 180 Automaten bereits seit 2016 mit einer technischen Einrichtung ausgestattet sind, die das darin befindliche Bargeld im Falle eines Ausbruchsversuches durch Farbe unbrauchbar macht.
Erst im Juli letzten Jahres hatten Gangster in Brandis (Kreis Leipzig) in einer Filiale der Sparkasse Muldental versucht, einen Automaten zu knacken, und dabei eine heftige Detonation ausgelöst.
Womöglich konnte man sich aus Sicht der Sparkasse mit den angepassten Öffnungszeiten jedoch auch eines weiteren unbeliebten Problems entledigen: Immer wieder hatten wohnungslose Menschen, besonders in der kalten Jahreszeit, die beheizten Foyers der Banken aufgesucht, um sich zu wärmen, wie etwa in Reudnitz oder am Torgauer Platz. Auch sie stehen nachts nun vor verschlossenen Türen.
Titelfoto: Bildmontage/TAG24/Jan-Gerrit Vahl

