Probleme bei Hortbetreuung in Leipzig: Chaos, wo eigentlich keines sein dürfte

Von Christian Grube

Leipzig - Während eine Petition gegen Sparmaßnahmen im frühkindlichen Bereich bereits mehr als 10.000 Unterschriften gesammelt hat, scheint auch in den Schulhorten das Thema Personalmangel alltäglich zu sein.

Auch der Leipziger Hortbetrieb steht vor Personalproblemen. (Symbolbild)  © Ben Eiser/Ozean Group GmbH/obs

Immer wieder erhalten Eltern Nachrichten von den Einrichtungen mit der Bitte, den tatsächlichen Betreuungsbedarf ihrer Kinder zu prüfen.

Der Grund: Nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher stehen zur Verfügung. Dass dies kein Einzelfall ist, zeigen aktuelle Zahlen der Stadt Leipzig.

Im laufenden Schuljahr 2024/2025 kam es bislang 447 Mal zu Einschränkungen im Hortbetrieb – von verkürzten Öffnungszeiten über die Aussetzung einzelner Klassenstufen bis hin zu kompletten Schließungen mit Notbetreuung.

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Die Stadt verweist auf ausgeglichenen Personalstand.

Nach Angaben der Stadt werden derzeit rund 18.500 Kinder in 63 Leipziger Horten betreut. Dafür seien 1199 Erzieherinnen und Erzieher beschäftigt, was 905 Vollzeitäquivalenten entspreche. Etwa 110 Fachkräfte fielen derzeit längerfristig aus (Stand: Ende September 2025).

"In der Praxis haben jedoch einige Horte einen Personalbedarf, während andere über ein Personalplus verfügen. Dies soll in den kommenden Wochen ausgeglichen werden", teilte die Stadt auf Anfrage mit.

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Werden Erzieher bald gezwungen, ihren Arbeitsplatz zu wechseln?

Eine Umverteilung soll das Problem lösen. (Symbolbild)  © Arne Dedert/dpa

Möglich sei dies nun, da die abschließenden Hortverträge erst kürzlich unterzeichnet wurden.

Wie genau der Ausgleich zwischen über- und unterversorgten Einrichtungen organisiert wird, ist noch offen, soll aber teilweise durch Abordnung und Versetzung an andere Einrichtungen ablaufen.

Rein rechnerisch liegt der Betreuungsschlüssel bei etwa 1 zu 20,5 – offiziell also besser als der vom Land Sachsen empfohlene Richtwert von 1 zu 22.

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In der Realität aber sorgt der Ausfall durch Urlaub, Krankheit oder Fortbildung immer wieder für Engpässe. Elternvertreter berichten, dass die kurzfristigen Engpässe zunehmend zur Belastung werden.

Besonders betroffen seien Schulen mit ohnehin knapp besetztem Personal.Der Kreiselternrat Leipzig spricht von einem Teufelskreis:

"Wenn sie genauso viele Mitarbeiter haben wie sie benötigen, dann haben sie zu wenige, sobald jemand krank wird. Und Erzieher werden durch den intensiven Kontakt zu vielen Kindern überdurchschnittlich oft krank. Wenn dann erst einer krank ist, haben die anderen mehr zu tun und werden dadurch stärker belastet und entsprechend anfälliger."

Immerhin: Die Stadt verweist darauf, dass Eltern im Fall von Betreuungs­einschränkungen oder Streiks anteilig eine Erstattung der Hortgebühren beantragen können. Gleichwohl bleibe das Ziel, die Personalsituation dauerhaft zu stabilisieren.

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