Riesige Bentonit-Wand soll Leipzig vor Seen-Durchbruch schützen
Markkleeberg - Die Situation im Leipziger Neuseenland spitzt sich weiter zu. Der seit März 2021 wegen Böschungsschäden und Rutschungsgefahr gesperrte Störmthaler Schleusen-Kanal braucht dringend weitere Sicherungsmaßnahmen, um einen Seen-Durchbruch mit Flutwelle bis nach Leipzig zu verhindern.
Seit nunmehr vier Jahren ist der Bergbausanierer LMBV dabei, den 850 Meter langen Kanal zwischen dem Störmthaler und dem vier Meter tiefer gelegenen Markkleeberger See zu sichern, um das Worst-Case-Szenario eines Schleusenbruchs zu verhindern.
Doch die millionenschweren Gefahrenabwehr reicht noch immer nicht aus, wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab. "Wir haben den Signalwert überschritten", sagte LMBV-Chef Bernd Sablotny. Gemeint sind die aktuellen Messwerte, die nahelegen, dass das zwischen 2011 und 2013 auf Kippenboden errichtete Schleusenbauwerk horizontal ins Rutschen gekommen ist.
Hält es dem enormen Wasserduck nicht mehr stand, würde sich über Markkleeberg und den Süden Leipzigs eine aus 30 Millionen Kubikmetern Wasser bestehende Flutwelle ergießen - und vermutlich auch die Autobahnbrücke (A38) mitreißen.
Die Fundamente der Brücke wurden in den letzten Wochen bereits stabilisiert, in dem man 1763 Betonsteine mit einem Gesamtgewicht von 2650 Tonnen in den Kanalbereich unter dem Bauwerk wuchtete. Jetzt werden noch einmal mit dem Eintrag von tonnenweise Gleisschotter die nach der Sperrung eingebrachten Sicherungsstützkörper erweitert.
"Das soll noch bis Jahresende geschehen", so Sablotny.
Touristische Nutzung rückt in weite Ferne
Doch auch das ist nur eine Notlösung. Echte Entlastung kann nach Ansicht des Geotechnik-Experten und LMBV-Beraters Matthias Götz nur eine gigantische Schlitzwand bringen, die den Störmthaler See für 20 bis 30 Jahre vom Hauptkanal abtrennt und so den Druck auf das Schleusen-Bauwerk mindert.
Die rund 100 Meter breite und einen Meter dicke Wand aus korrosionsbeständigem Bentonit ragt der Planung zufolge 25 Meter tief ins Erdreich - und kann so auch nicht unterspült werden. Laut Sablotny soll sie bis spätestens Mitte 2027 errichtet sein. Zu den Kosten konnte oder wollte die LMBV am Dienstag noch keine Angaben machen.
Fest steht aber: Der enorme Aufwand der Gefahrenabwehr lässt eine touristische Wiederbelebung des Kanals immer unwahrscheinlicher werden.
Selbst wenn sich alle Mängel am Schleusenbauwerk beheben ließen - was in einer Machbarkeitsstudie aktuell untersucht wird - ist es schwer vorstellbar, dass irgendein Bundes- oder Landespolitiker noch die Verantwortung für Sicherheit und Finanzierung übernehmen will.
Titelfoto: Silvio Bürger

