Markkleeberg/Leipzig - Die agra-Brücke in Markkleeberg spaltet weiterhin die Politik. Da der Zustand der Brücke schlechter ist als angenommen, muss schnell eine Lösung her. Von der sächsischen Verkehrsministerin Regina Kraushaar (61, CDU) gab es deswegen am Montag eine Absage für einen Tunnel unter dem agra-Park. Die Bürgermeister aus Leipzig und Markkleeberg geben sich damit nicht zufrieden.
Neueste Untersuchungen an der maroden Brücke haben ergeben, dass in zwei von fünf untersuchten Spanngliedern einzelne Drähte gerissen sind. Auch an anderen Stellen ist das Bauwerk beschädigt.
Als erste Konsequenz dürfen Fahrzeuge, die schwerer als 3,5 Tonnen sind, nicht mehr über die Brücke fahren und es darf nur noch ein Fahrstreifen pro Seite benutzt werden.
Ein Tunnel als Ersatzbau für die Brücke, den sich die Städte Leipzig und Markkleeberg wünschen, würde laut der Verkehrsministerin schlichtweg zu lange dauern. Eine Ersatzbrücke sei die schnellere Lösung.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (67, SPD) und Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze (58, SPD) sind damit nicht einverstanden. "Es ist nicht hinnehmbar, dass das Unrecht aus DDR-Zeiten im Jahr 2025 eine Wiederholung erfährt", teilte Schütze auf TAG24-Anfrage mit.
Auch Jung kritisierte, dass der Freistaat die Tunnelplanung aufschob. "Jetzt stehen wir unter Zeitdruck und ein Brückenneubau anstelle eines Tunnels scheint die vom Freistaat favorisierte Lösung zu sein", erklärte er in einer Pressemitteilung.
Argumente der Landesregierung sind für Karsten Schütze nicht nachvollziehbar
Der Tunnel sei laut der Landesregierung zu teuer und würde zu lange dauern. Verkehrsministerin Regina Kraushaar rechnete am Montag auf einer Pressekonferenz mit einer Bauzeit inklusive Planung von bis zu 20 Jahren.
Karsten Schütze verwies darauf, dass man schon seit 15 Jahren einen Tunnel fordere und die Argumente des Freistaats nicht nachvollziehen könne.
"So werden Kosten von einer halben Million Euro pro laufenden Meter angegeben. In dieser Dimension wurde in Deutschland noch nie ein Tunnel gebaut", widersprach Schütze auf TAG24-Anfrage.
"Ebenso ist der Realisierungszeitraum von 15 bis 20 Jahren unrealistisch", erklärte er weiter. "Um das Verfahren zu beschleunigen, haben die betroffenen Grundstückseigentümer schon vor Jahren ihre Zustimmung zu einem Tunnel gegeben und auch die Umweltverbände gehörten zu den ersten Unterstützern der Tunnelvariante."
Das letzte Wort im Streit um die marode agra-Brücke ist wohl noch nicht gesprochen. Fakt ist aber, dass schnell eine Lösung hermuss.
Die Brücke besteht aus dem mittlerweile berüchtigten Henningsdorfer Spannstahl. Was passieren kann, wenn der Stahl sein Zenit überschreitet, wurde vergangenes Jahr in Dresden deutlich als die Carola-Brücke einstürzte.