Termin steht fest: An diesem Tag fällt Leipzig den "Braunen Riesen"

Leipzig - Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte war er Teil der Leipziger Skyline: der 170 Meter hohe Stadtwerke-Schornstein des einstigen Heizwerkes "Max Reimann". Jetzt sind seine Tage gezählt - am 10. September wird das Relikt der Braunkohleverfeuerung fallen.

Rund 170 Meter ragt der Schornsteinriese im Leipziger Süden in den Himmel - am 10. September soll er gesprengt werden.
Rund 170 Meter ragt der Schornsteinriese im Leipziger Süden in den Himmel - am 10. September soll er gesprengt werden.  © Andre Kempner

An jenem Sonntagmorgen im frühen September müssen Hunderte Anwohner im Leipziger Süden ihre Häuser schon frühzeitig verlassen. Ab 8 Uhr muss die Sperrzone rund um das Stadtwerke-Gelände geräumt sein. Denn gegen 10 Uhr will Sprengmeisterin Ulrike Matthes (40) die rund 100 Kilo Sprengstoff zünden, die zuvor auf mehreren Ebenen des steinernen Riesen angebracht wurden.

"Der Schornstein wird durch eine Dreifach-Faltung mit wechselseitig geöffneten Sprengmäulern in Nord-Süd Richtung niedergeführt", erklärt die Expertin der Thüringer Sprenggesellschaft im Fachjargon.

Bemerkenswert: Die majestätische Esse ist wohl der Schornstein mit der kürzesten Betriebszeit in Sachsen. Von 1984 bis 1987 erbaut, rauchte er nur bis zum Jahr 1996. Danach wurde im Reimann-Heizwerk die Fernwärmeproduktion aus Braunkohle wieder eingestellt.

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In den neun Jahren seien immerhin 21 Millionen Tonnen Rohbraunkohle verfeuert worden, berichtete Stadtwerke-Sprecher Peter Krutsch.

Auf den Schornstein folgt ein Wärmespeicher

Sie hat das Kommando: Sprengmeisterin Ulrike Matthes (40, Mitte) wird mit 100 Kilo Sprengstoff den Schornstein in drei "Faltungen" zu Boden bringen.
Sie hat das Kommando: Sprengmeisterin Ulrike Matthes (40, Mitte) wird mit 100 Kilo Sprengstoff den Schornstein in drei "Faltungen" zu Boden bringen.  © Egbert Kamprath

Die Zukunft spielt auf dem Stadtwerke-Gelände nicht ganz so hoch - zumindest baulich. Ein 60 Meter hoher Wärmespeicher ist das neue Wahrzeichen des Heizkraftwerkes Süd.

Das moderne Gasturbinenkraftwerk soll im Oktober in Betrieb gehen.

Zunächst will Leipzig hier mit Erdgas Strom und Wärme erzeugen. Später einmal sollen die Siemens-Gasturbinen laut SWL grünen Wasserstoff verbrennen.

Titelfoto: Montage: André Kempner + Egbert Kamprath

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