Schkeuditz - Mitten im Sommer rücken am Flughafen Leipzig/Halle die Schneepflüge aus. Es ist kein Fehler im Kalender: Der Airport testet selbstfahrende Räumfahrzeuge. Schnee wird dafür nicht gebraucht.
Eine Woche lang wird bei bestem Sommerwetter erprobt, wie zuverlässig autonome Räumfahrzeuge arbeiten, teilte der Flughafen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Weitere Probeeinsätze sind im Juli und August geplant.
Vier Robo-Schneepflüge stehen für den Testlauf bereit, sagte ein Sprecher des Flughafens. Geübt werde ausschließlich tagsüber und abseits des laufenden Betriebs auf einem abgesperrten Bereich des Vorfeldes. An Bord sei jeweils ein erfahrener Winterdienstfahrer, der aber nur im Notfall eingreifen soll.
Eine besondere Genehmigung sei für den Test daher nicht erforderlich gewesen. Denn: "Hier fahren keine leeren Fahrerkabinen."
Dass der Test mitten im Sommer stattfindet, sei dabei kein Problem. Schließlich gehe es nicht ums Schneeschieben, sondern ums autonome Fahren. Und dafür brauche man weder Schnee noch Eis. Erste Tests mit den Roboter-Schneepflügen hatte es in Schkeuditz bereits 2023 gegeben, auch damals im Sommer und stets mit Sicherheitsfahrer an Bord.
Hersteller rechnet mit Durchbruch in drei bis vier Jahren
Die autonomen Schneepflüge für den Test stellt der Schweizer Hersteller Aebi Schmidt, der auch schon den Probelauf 2023 bestückt hatte. Ähnliche Tests gab es bereits an den Flughäfen Berlin und Stuttgart.
Der Hersteller zeigt sich zuversichtlich: In drei bis vier Jahren dürften die ersten autonomen Geräte ohne Fahrer in den normalen Einsatz kommen. Aebi Schmidt ist nach eigenen Angaben weltweit führend bei Räumfahrzeugen für Start- und Landebahnen.
Die Branche setzt große Hoffnungen auf die neue Technik. Flughäfen seien "besonders gut geeignete Einsatzorte für autonome Systeme, da sie ein klar abgegrenztes, kontrolliertes Umfeld bieten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel, Anfang Juni der dpa. "Wenn sich diese Systeme als zuverlässig und wirtschaftlich erweisen, könnten sie in den nächsten Jahren zum Standard werden."
Der Vorteil: Die Robo-Schneepflüge können rund um die Uhr arbeiten und bei jedem Wetter. Und sie kommen dank GPS-Navigation auch im Dunkeln oder bei Nebel nicht vom Kurs ab. Zudem wäre der Winterdienst bei einem plötzlichen Wintereinbruch jederzeit einsatzbereit, ohne dass erst Mitarbeiter aus der Bereitschaft gerufen werden müssen. Und das auch mitten in der Nacht, wenn am DHL-Frachtdrehkreuz Leipzig/Halle Haupt-Stoßzeit ist.