Waschbär in Leipzig steckt Diabolo im Kopf: Was ist hier passiert?

Von Anke Brod

Leipzig - In einer Gartenanlage im Leipziger Stadtteil Wahren hatte eine Zeugin im Juni 2021 in einem Schuppen einen im Käfig gefangenen Waschbären aufgefunden, der darin unter einer Abdeckung bis zum Hals in einer Wanne mit kaltem Wasser stand. Offenbar sollte das wehrlose Tier auf diese Weise ertränkt werden. TAG24 recherchierte zum aktuellen Stand der Dinge.

Ein Waschbär in einem Käfig. In Leipzig hatte eine Frau im vergangenen Jahr ein Tier entdeckt, dass offenbar auf grausame Art getötet werden sollte.
Ein Waschbär in einem Käfig. In Leipzig hatte eine Frau im vergangenen Jahr ein Tier entdeckt, dass offenbar auf grausame Art getötet werden sollte.  © trsteep/123RF

Das seinerzeit herbeigerufene Veterinäramt hatte den Waschbären als "invasive Art" schließlich eingeschläfert. Die Sache landete bei der Leipziger Staatsanwaltschaft, doch diese stellte das Verfahren im Juni 2022 ein. Es bestehe kein "hinreichender Tatverdacht" eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, ließ die Behörde TAG24 wissen.

Nach dem Tierschutzgesetz macht sich demzufolge "strafbar, wer einem Wirbeltier aus Rohheit", länger andauernd oder wiederholt "erhebliche Schmerzen oder Leiden" zufügt.

Wie Staatsanwältin Vanessa Fink auf Anfrage berichtete, habe einer der Beschuldigten den in einer Lebendfalle gefangenen Waschbären zwar tatsächlich in eine etwa halbvoll mit Wasser gefüllte Wanne gestellt. "Es war aber nicht nachzuweisen", erklärte sie, dass diese Vorgehensweise - konkret das Stellen ins Wasser - für das Tier mit erheblichen Schmerzen oder Leiden einhergegangen sei. Dagegen habe auch der von Zeugen beschriebene Wasserstand in der Wanne gesprochen. Die Wanne soll zudem kleiner als die Falle gewesen sein.

Die Untersuchung des letztlich vom Amtsveterinär eingeschläferten Tieres habe "keine Anzeichen für ein beginnendes Ertränken" geliefert, berichtete die Staatsanwältin weiter.

Zudem sei der reine Versuch, ein Wirbeltier zu töten, nicht strafbar, ergänzte Fink und gab an: "Deswegen bedurfte es auch nicht der abschließenden Klärung der Frage, ob die Beschuldigten eigentlich den Beschluss gefasst hatten, den Waschbären zu töten".

Verstörender Waschbär-Vorfall: PETA schaltet sich ein

Den grausamen Fund machte sie in einem Schuppen in einer Gartenanlage. Das Tier war dort in einer mit Wasser gefüllten Wanne gefangen, sollte dem Anschein nach ertränkt werden. (Symbolbild)
Den grausamen Fund machte sie in einem Schuppen in einer Gartenanlage. Das Tier war dort in einer mit Wasser gefüllten Wanne gefangen, sollte dem Anschein nach ertränkt werden. (Symbolbild)  © Anke Brod

Neben dem städtischen Veterinäramt ging seinerzeit auch die Tierschutzorganisation PETA in Klage, wie die Zeugin TAG24 sagte. Den Angaben nach soll der Waschbär nämlich noch ein Diabolo über dem linken Auge gehabt haben! Dies bekam die Kleingärtnerin im Mai 2023 schriftlich von der Leipziger Staatsanwaltschaft übermittelt.

Offenkundig wurde hierzu wohl aber nicht ermittelt. Daher ging PETA gegen den Einstellungsbescheid der Staatsanwaltschaft in Widerspruch.

Auch besagte Tierfreundin fühlt sich von der Justiz verschaukelt. "Meine Aussagen wurden bei den Ermittlungen völlig ignoriert", erzählte sie. Sie erinnere die damalige Situation nach wie vor anders und bekäme das Bild des angsterfüllten Waschbären in der vollen Wanne nicht aus dem Kopf.

"Die Badewanne war mit einem flachen Teil völlig abgedeckt", betont sie auch heute. Und natürlich sei diese nach dem Herausnehmen der Lebendfalle mit dem Waschbären nur noch halbvoll gewesen. Die Kleingärtnerin bleibt dabei: "Der Waschbär stand bis zum Hals im Wasser!"

Der Kleingartenverein hat inzwischen einen Jäger engagiert, um den Waschbären, der als invasive Art gilt, zu bejagen.
Der Kleingartenverein hat inzwischen einen Jäger engagiert, um den Waschbären, der als invasive Art gilt, zu bejagen.  © Anke Brod

Bei alledem bleibt nun abzuwarten, ob es in dem tragischen Fall möglicherweise noch eine juristische Wendung geben wird.

Titelfoto: trsteep/123RF

Mehr zum Thema Leipzig Lokal: