Marode Agra-Brücke: Tunnellösung rückt in weite Ferne

Leipzig - Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden wurden zahlreiche baugleiche Brücken in Sachsen einer intensiven Prüfung unterzogen. So auch die Agra-Brücke in Markkleeberg. Für die Stadt Leipzig, Markkleeberg und den Verein "Pro Agra-Park" ist klar: Das 1975 errichtete Bauwerk ist marode und muss ersetzt werden, bestenfalls durch einen Tunnel. Das Sächsische Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung (SMIL) erteilte dieser Forderung nun erneut eine Absage.

Die Agra-Brücke verwendet den gleichen Spannstahl wie die ehemalige Carolabrücke. (Archiv)
Die Agra-Brücke verwendet den gleichen Spannstahl wie die ehemalige Carolabrücke. (Archiv)  © Jan Woitas/dpa

"Die Agra-Brücke hat noch eine maximale Lebensdauer von zehn Jahren", sagt Stephan Berger, Abteilungsleiter im SMIL auf TAG24-Nachfrage. "Die Spannstähle sahen bei weitem nicht so dramatisch aus, wie wir das bei der Carolabrücke oder in Großenhain gesehen haben."

Klar sei jedoch auch: Aufgrund des Zustandes ist eine Instandsetzung nicht mehr wirtschaftlich, ein neues Bauwerk somit erforderlich.

Die geforderte Tunnellösung lasse sich aktuell jedoch nicht aus dem sächsischen Landeshaushalt stemmen: "Die Mehrkosten – geschätzte 140 Millionen Euro – müssen aus anderen Quellen finanziert werden", so Berger weiter.

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Doch auch der Bund stellt sich als Baulastträger diesbezüglich quer: "Er sieht den Ersatz der vorhandenen Brücke durch ein neues Brückenbauwerk als ausreichend an", heißt es dazu aus dem SMIL auf TAG24-Nachfrage. "Der Bund hat deshalb klargestellt, dass nur die Kosten für ein Brückenbauwerk getragen werden. Eine Finanzierung der darüber hinaus gehenden Kosten, die für eine Tunnellösung erforderlich wären, lehnt der Bund bislang kategorisch ab."

Erneute Prüfung der Agra-Brücke im November

Markkleeberg und die Stadt Leipzig streben aber seit mehreren Jahren an, dass die Brücke nicht neu gebaut wird, sondern die Straße tiefergelegt wird und künftig durch einen Tunnel führt. (Archiv)
Markkleeberg und die Stadt Leipzig streben aber seit mehreren Jahren an, dass die Brücke nicht neu gebaut wird, sondern die Straße tiefergelegt wird und künftig durch einen Tunnel führt. (Archiv)  © Jan Woitas/dpa

Damit schwindet die Hoffnung, dass der Tunnel womöglich aus den Mitteln des "Sondervermögens Infrastruktur" finanziert werden könnte.

"Wir als großer Bürgerverein sind nicht nur enttäuscht, sondern zweifeln auch am Verwaltungswillen, das Agra-Tunnelprojekt umzusetzen", sagt Brigitte Wiebelitz Vereinsvorsitzende "Pro Agra-Park e.V." auf TAG24-Nachfrage. "Aber wir werden weiter kämpfen."

Vom 7. bis 17. November wird die Agra-Brücke nun einer erneuten Prüfung unterzogen, da bei Untersuchungen in Sachsen und anderen ostdeutschen Bundesländern aufgefallen ist, dass der auch bei der auch hier verwendete Spannstahl vor allem oberhalb der Stützen problematisch sein kann.

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Aufgrund der Überprüfung des Bauwerks wird im genannten Zeitraum die Fahrbahn verengt. Autofahrer müssen sich auf Einschränkungen einstellen.


Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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