Nach TAG24-Bericht: Landespolizeichef greift durch und verbietet gefährliche Schieß-Praxis
Leipzig - Jetzt greift Sachsens oberster Polizist persönlich durch! Nachdem TAG24 am gestrigen Freitag Videoausschnitte der lebensgefährlichen Anschuss-Praxis der neuen Polizei-Dienstgewehre veröffentlichte, hat Landespolizeipräsident Horst Kretzschmar (61) diese Verfahrensweise umgehend verboten. Gegen die Schießtrainer wurden Disziplinarverfahren eingeleitet.
Da krachte wohl eine Faust ordentlich auf den Tisch. Nachdem das Landespolizeipräsidium am Donnerstag noch mehr oder weniger schützend die Hand über den Bereitschaftspolizei-Präsidenten Dirk Lichtenberger (50) und dessen Schießtrainer gehalten hatte, erfolgte am Freitag die Kehrtwende.
"Nach Inaugenscheinnahme der vorliegenden Videoaufnahmen ist auch im Hinblick auf den Arbeitsschutz hier eindeutig ein nicht tolerierbarer Sicherheitsverstoß festzustellen. Gegen die beteiligten Beamten werden Disziplinarverfahren eingeleitet", erklärte Landespolizeipräsident Kretzschmar in ungewohnt resoluter Weise.
Das sogenannte Anschießen der neuen Sturmgewehre vom Typ Haenel CR223, bei dem Schießtrainer die Visiereinrichtung einstellen, wurde vorerst gestoppt.
Die Videoaufnahmen hatten dokumentiert, dass sich dabei der Schießleiter vor der Feuerlinie im Bereich der Schießbahn aufhielt.
Hinweise erhielten Abfuhr
Ein lebensgefährlicher Leichtsinn, auf den Ausbilder der Polizeifachschule Leipzig die Führung der Bereitschaftspolizei bereits im März hingewiesen hatten, damals erhielten sie aber von Lichtenberger und seinem Fortbildungs-Referenten eine Abfuhr.
"Mit Bekanntwerden der Aufnahmen im Sächsischen Staatsministerium des Innern wurden derartige Verfahrensweisen für die gesamte sächsische Polizei untersagt", ließ Landespolizeichef Kretzschmar am Freitag wissen.
Eine schallende Ohrfeige nicht nur für den Bereitschaftspolizei-Präsidenten Lichtenberger, sondern auch für die Fachaufsicht der Schießtrainer, die beim Fortbildungszentrum der Polizeihochschule Bautzen liegt.
Wie das Innenministerium auf TAG24-Anfrage am Freitag einräumte, hatten deren Experten bislang keine Einwände gegen die waghalsige Anschuss-Praxis geäußert.
Diese Einschätzung werde vom Ministerium "insbesondere mit Blick auf die Arbeitssicherheit" nicht geteilt, hieß es am Freitag in einer Erklärung. Die in den Videoaufnahmen dokumentierte Verfahrensweise sei "nicht zu tolerieren".
Titelfoto: Montage: Screenshot; Amac Garbe