Per Crowdfunding zum eigenen Spiel: Dieser Entwickler schickt Euch ins historische Leipzig

Leipzig - Als Ermittler im historischen Leipzig Verbrecher festnehmen. Mit "Casebook 1899 - The Leipzig Murders" will sich Gregor Müller einen Lebenstraum erfüllen und sein eigenes Videospiel auf den Markt bringen. Eine Kickstarter-Kampagne macht's möglich.

In "Casebook 1899 - The Leipzig Murders" schlüpft Ihr in die Rolle eines Ermittlers und löst im historischen Leipzig Mordfälle.
In "Casebook 1899 - The Leipzig Murders" schlüpft Ihr in die Rolle eines Ermittlers und löst im historischen Leipzig Mordfälle.  © Gregor Müller

"Es war für mich schon immer ein Lebenstraum, so ein Spiel zu entwickeln", sagt Gregor Müller (35) über sein Projekt.

Der zündende Moment kam im Frühjahr 2021. "Es war dann so ein bisschen als Corona-Projekt ins Rollen geraten." Der Solo-Entwickler hatte zuvor bereits zwei historische Kriminalromane veröffentlicht. "Das zweite Buch war da gerade erschienen, also habe ich mir gesagt: 'Den ersten Lebenstraum hast du dir jetzt erfüllt, kannst du doch mal den nächsten angehen.'"

Das Ziel: Ein Point-And-Click-Adventure entwickeln, wie sie in den 90er-Jahren erfolgreich waren. Statt mit Tastatur oder Controller klicken sich Spieler hauptsächlich per Mausklick durch die Umgebung, erleben eine spannende Geschichte und müssen dabei meist allerhand Rätsel lösen.

Leipzig: Das ist die "dunkle Seite der Familienkultur" im Job: Wie wir Grenzen setzen können
Leipzig Das ist die "dunkle Seite der Familienkultur" im Job: Wie wir Grenzen setzen können

In Sachen Story kamen Gregor seine bisherigen Leistungen entgegen. "Ich habe mich dann dazu entschieden, die Charaktere aus meinem Buch zu verwenden. Das macht es mir nicht leichter, aber es nimmt mir zumindest etwas Arbeit ab, denn diese sind bereits ausgearbeitet."

Wer nun befürchtet, erst einmal seine Hausaufgaben machen zu müssen, um in "Casebook" zu starten, kann beruhigt sein. "Man muss die Bücher nicht gelesen haben, um das Spiel zu verstehen", sagt Gregor. "Beides steht im Grunde nebeneinander."

Ermittlungen am Augustusplatz und dem Bayerischen Bahnhof

Ermittelt wird unter anderem an der Könneritzbrücke im Leipziger Westen. Zur Zeit der Jahrhundertwende befand sich diese allerdings noch im Bau.
Ermittelt wird unter anderem an der Könneritzbrücke im Leipziger Westen. Zur Zeit der Jahrhundertwende befand sich diese allerdings noch im Bau.  © Gregor Müller

Wie seine Bücher spielt auch "Casebook 1899" im historischen Leipzig der Jahrhundertwende. Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Kommissars und bekommen es mit vier Mordfällen zu tun, die es zu lösen gilt. "Die Fälle sind allesamt fiktiv, aber mir ist dann schon eine historische Recherche sehr wichtig. Also die Welt, die Umgebung und die Ermittlungsarbeit fußt auf Fakten."

Ermittelt wird unter anderem am Augustusplatz, dem einstigen Café Francais, dem Bayerischen Bahnhof sowie der sich zu dieser Zeit im Bau befindliche Könneritzbrücke.

Wie weit die Liebe zum Detail dabei geht, macht indes ein Blick auf die Ermittlungsarbeit in "Casebook" deutlich. "Die Ermittlungen waren damals stark auf Zeugenaussagen aufgebaut. Es wurden zwar schon Spuren gesammelt, aber beispielsweise auf Fingerabdrücke musste ich im Spiel verzichten."

Leipzig: Exklusive News! Sport-Prominenz bei Leipziger Nachtlauf am Start, Tickets immer begehrter
Leipzig Exklusive News! Sport-Prominenz bei Leipziger Nachtlauf am Start, Tickets immer begehrter

Diese Methode sei erst im Jahr 1903 in Deutschland angekommen, sagt Gregor. "Und ich wollte es dann schon richtig machen."

Kickstarter-Kampagne bringt mehr als 17.000 Euro ein

Entwickler Gregor Müller will sich mit "Casebook 1899" einen Traum erfüllen.
Entwickler Gregor Müller will sich mit "Casebook 1899" einen Traum erfüllen.  © Gregor Müller

Das Knowhow, ein solches Spiel zu entwickeln, hat sich Gregor selbst beigebracht. "Sowohl was das Programmieren angeht als auch die Grafiken und Animationen. Dazu kamen noch Social Media und Community-Building." Ein Spiel muss schließlich auch beworben werden.

Einzig bei der künstlerischen Gestaltung der Kulissen und der Musik erhält Gregor Unterstützung. Hinzu kommt Synchronisation, denn anders als die meisten Independent-Spiele (also Spiele, die nicht von einem großen Studio entwickelt und veröffentlicht werden), soll "Casebook 1899" komplett vertont werden. "Das war mir wichtig und dafür war im Grunde auch die Kickstarter-Kampagne notwendig."

Anfang des Jahres startete Gregor seine Kampagne auf der Spendenplattform, um Geld für sein Projekt zu sammeln. Die zusätzlichen Helfer sollen schließlich bezahlt werden, "und das konnte ich nicht vorstrecken".

Muss er auch nicht, denn der Spendenaufruf war ein voller Erfolg. Mehr als 17.000 Euro sind zusammengekommen, bei einer Zielsetzung von 15.000 Euro. "Man kann es sich nicht erklären, aber die Deutschen lieben einfach ihre Point-and-Click-Adventures."

Ende 2023 will Gregor "Casebook 1899" nun auf den Markt bringen. "Da ich es in meiner Freizeit entwickle und nebenbei auch noch bisschen Geld mit Arbeit verdienen muss, wollte ich den Kickstarter-Unterstützern nicht etwas versprechen, das ich dann nicht halten kann. Deswegen hab ich gesagt: Ende 2023 ist es sicher fertig."

Wer bis dahin nicht warten möchte, kann den ersten Teil von "Casebook 1899 - The Leipzig Murders" bereits als Demo via Steam herunterladen und zum Ermittler werden.

Titelfoto: Montage: Gregor Müller

Mehr zum Thema Leipzig: