Denkmal für Femizid-Opfer in Leipzig: AfD sorgt bei Debatte für Entsetzen
Leipzig - Recherchen der Gruppe "#KeineMehr" zufolge sind in Leipzig seit 2011 mindestens zwölf Frauen Opfer eines sogenannten Femizids geworden. Mit einem Denkmal will die Messestadt nun an die Opfer erinnern.

Während der Stadtratssitzung am Mittwoch nutzte die AfD jedoch die Debatte um das Mahnmal, um auf die eigene Agenda aufmerksam zu machen.
"Wir sollen Frauen gedenken, die Femiziden zum Opfer gefallen sind. Damit vertreten Sie ureigene AfD-Politik", sagte Stadtrat Roland Ulbrich in Richtung der Antragstellerinnen Mandy Gehrt und Beate Ehms (beide Die Linke). "Denn nichts anderes sagt die AfD-Politik, wenn seit Jahren frauenhassende Männer ins Land gespült werden."
Natürlich bringe jede Gesellschaft Gewalttäter hervor, so Ulbrich weiter. "Auch eine zivilisierte wie die deutsche. Die Rede ist hier jedoch von importierter Gewalt und das nicht erst seit 2015."
Das Denkmal selbst bezeichnete der AfD-Stadtrat als ein falsches Zeichen. "Die Verbrechen müssen verhindert werden und das, indem man Migration unterbindet."
Den Antrag selbst lehnte Ulbrich im Namen seiner Fraktion ab.
Jeden Tag ein versuchter Mord

Die Aussagen sorgten für Entsetzen und Empörung während der Sitzung. Selbst Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) konnte seinen Unmut über das Gesagte nicht verbergen, entgegnete: "Es ist schwer zu ertragen."
Grünen-Stadtrat Norman Volger entgegnete darauf in Richtung der AfD: "Wir haben hier einen Antrag, in dem wir der Opfer gedenken wollen, und Sie schaffen es noch, in Ihrer Rede auf den Gräbern der Opfer zu tanzen. Können Sie nicht ein wenig Pietät beweisen? Hier sind Menschen gestorben und Sie ziehen das in den Dreck!" FDP-Stadtrat Sven Morlok bezeichnete Ulbrichs Äußerungen als "dummes Zeug".
Zu Beginn der Debatte hatte Antragstellerin Beate Ehms den Mord an Dorin V. (†43) im Dezember 2021 aufgegriffen. Ihr Mörder, der 40-jährige Marcus W., muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Die Anklage: reine Rachsucht. W. habe Dorin V. bestrafen wollen, weil er sie nicht als Partnerin haben konnte.
Als Femizide werden Morde an Frauen und Mädchen allein aufgrund ihres Geschlechts bezeichnet. "Laut Statistik versucht jeden Tag ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu ermorden", so Ehms. "Alle drei Tage gelingt es."
Der Antrag auf die Errichtung des Denkmals wurde schließlich mehrheitlich beschlossen.
Titelfoto: Montage: Sebastian Willnow/dpa + privat