Westerhausen - Es war ein Paukenschlag, den der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) am Montag verkündete: Dem SV 1890 Westerhausen aus der NOFV-Oberliga Süd wird die Lizenz entzogen. Was sind die Gründe und wie reagieren Verband und Vereine?

Aus welchem Grund entzieht der NOFV dem Verein die Lizenz?

Der Verband beruft sich auf § 3 Nr. 5 der Spielordnung, in der zwingend eine A-Junioren-Mannschaft im Spielbetrieb gefordert wird.

Eine solche meldete der Verein zwar vor Saisonbeginn, zog sie aber mangels Spielerpersonal noch vor dem Liga-Auftakt wieder zurück.

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Was bedeutet das für den SV Westerhausen?

Der sachsen-anhaltinische Klub aus dem Harz stieg im Sommer 2022 in die fünfte Spielklasse auf - es war der wahrscheinlich größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Doch mit dem Übergang ins NOFV-Spielgebiet gelten schärfere Statuten, wie eben diese, dass in vier Altersklassen Junioren-Teams (mindestens eine A-Jugend) benötigt werden.

Der NOFV berief sich nach dem Rückzug der A-Junioren auf seine Statuten, entzog dem Klub die Lizenz für die laufende Spielzeit und annullierte die Herren-Spiele.

Dies kommt dem Abstieg der Klubs gleich. Eine solch drastische Maßnahme hat es in der jüngeren Vergangenheit noch nicht gegeben.

Wie begründet der Verband das Vorgehen?

TAG24 hat mit Till Dahlitz, dem neuen Geschäftsführer des NOFV, telefoniert. Dieser spricht von einem "harten Schritt".

Nichtsdestotrotz sei dieser mit Blick auf die Statuten alternativlos gewesen. Der Entscheidung ging ein längerer Prozess voraus, bei dem viele Leute, darunter auch Juristen, involviert gewesen sein sollen.

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Der Klub zog Ende August 2022 die A-Junioren zurück, warum handelt der NOFV erst jetzt?

Dahlitz begründet die lange Umsetzung einerseits mit der "Neuartigkeit der Situation" und dem "rechtlichen Gehör", welches man sich einholen wollte. Dem Verband war die Tragweite der Entscheidung bewusst. Er wollte, dass sie wasserdicht sei.

Zudem stellte im November vergangenen Jahres auf dem NOFV-Verbandstag pikanterweise ein Konkurrent einen Antrag auf Vereinfachung eben jenes Paragrafen mit den A-Junioren. In dem Unwissen, wie die Abstimmung ausfallen würde (abgelehnt, Anm.d.Red.), wollte man nicht mit einem schnellen Lizenz-Entzug für Westerhausen vorpreschen.

Nachvollziehbare Schritte, dennoch sind seit dem 19. November mehrere Monate vergangen. Mittlerweile steht die heiße Saisonphase mit Entscheidungen über Auf- und Abstieg für die Klubs bevor.

Wie reagiert die Konkurrenz?

Die Oberliga Süd läuft Sturm gegen den NOFV, weil dieser Westerhausens Männer-Mannschaft die Oberliga-Zulassung für die laufende (!) Saison entzieht, das macht sie zum ersten Absteiger.

Der Konkurrenz stößt vor allem sauer auf, dass die Problematik den Verbandsoberen schon im vergangenen Jahr bekannt war. Doch sie handelten erst jetzt, annullierten alle Saison-Punktspiele der Harzer.

Schlusslicht FC Oberlausitz hatte daheim 1:0 gegen Westerhausen gewonnen und dort 2:2 gespielt. Der FCO verliert also vier Punkte. Wie soll da noch der Klassenerhalt gelingen?

Bischofswerda (8:0!) und Bautzen sind je drei Punkte los. Budissen-Vize Sven Johne (39): "Ich kritisiere den NOFV heftig. Warum ist nicht eher was passiert? Das ärgert mich." Johne spricht für viele Oberligisten.

Was sagt der SV Westerhausen zum Lizenz-Entzug?

Zunächst einmal dürfte der Lizenz-Entzug den Klub nicht aus der Kalten erwischt haben. Dahlitz betonte, dass man vorab den Kontakt mit dem Verein gesucht habe. Dieser blockt aufgrund des laufenden Verfahrens sämtliche Medienanfragen, auch die von TAG24, ab und verweist auf sein Social-Media-Statement.

Aber: Westerhausen hat fristgerecht Protest beim NOFV-Verbandsgericht eingelegt, das Urteil ist also noch nicht rechtskräftig. Und bis verhandelt wird, kann es dauern ...