Von Anke Brod
Leipzig - Der Energiebedarf in der Messestadt steigt, so auch im Stadtteil Stötteritz. Daher möchte die Leipziger Gruppe dort ein neues Umspannwerk errichten. Aktuell wird hierfür eine Rasenfläche auf dem Gelände des ATV 1845 (Allgemeiner Turnverein Leipzig) favorisiert. Während sich Teile der Bevölkerung öffentlich gegen den Standort aussprechen, äußerte sich jetzt ATV-Präsident Ronny Anders (54) dazu.
Die Leipziger Gruppe sei mit den Worten auf ihn zugekommen: "Hier ist ein idealer Standort für ein Umspannwerk", gab er im TAG24-Gespräch wieder.
Das bedeute zunächst die Wegnahme von Trainingsfläche. Im zweiten Schritt habe man im Verein dann aber überlegt, die Sportstätte stattdessen mit einem zweiten Hockey-Kunstrasenplatz auf dem weitläufigen Gelände aufzuwerten.
Werde das Umspannwerk tatsächlich an genannter Stelle gebaut, könne man diese Idee gut über den entsprechenden Finanzausgleich umsetzen. Aktuell trainiert auf besagter Rasenfläche regelmäßig die ATV-Frisbee-Abteilung. Bis zu einem möglichen Baustart im Jahr 2027 ändert sich daran laut Anders nichts. Später würden sich die Frisbee-Spieler mit der Lacrosse-Abteilung die bestehende, zweite Naturrasenfläche teilen.
Der neue Kunstrasenplatz solle bei alledem regenwasserdurchlässig werden. "Wir wollen den Wahnsinn der Wasserentnahme über Erdbrunnen nicht mitmachen", erläuterte der ATV-Chef. Ein benachbarter Sportverein praktiziere Letzteres im großen Stil, wodurch gegenüber auf dem Südfriedhof Bäume vertrockneten. Mit einem zweiten Kunstrasenplatz will der ATV perspektivisch ökologisch wertvolle Trainingsbedingungen und mehr Raum für Sportler bieten können.
Bodenproben aus dem Rasen
Aus dem für das Umspannwerk vorgesehenen Grund werden aktuell Proben gezogen: Das gesamte Umfeld im Schatten des Völkerschlachtdenkmals war einst Leipzigs große Müllhalde! Wie TAG24 vor Ort bei der "Rammkernsondierung" erfuhr, komme in fünf, sechs Metern Tiefe belastetes Erdreich. Welche Auswirkungen sich daraus für die Baugrube des geplanten Umspannwerks ergeben, ist nun zu ermitteln.
Die Zufahrt für das neue Energiegebäude ist bisher an der Ecke Naunhofer Straße/Paulinerweg angedacht. Dort beginnt eine Lindenallee. Konkrete Planungen stünden noch aus, sagte der ATV-Präsident. Dabei werde sorgfältig geprüft, wie die Baumaßnahmen so umgesetzt werden könnten, dass möglichst wenige Bäume von einer Wegnahme betroffen seien. Zum botanischen Ausgleich möchte der ATV auf einer 2000-Quadratmeter-Fläche im Verlauf einen kleinen Wald kultivieren. In dessen Schatten könnten die Sportler ihr Athletiktraining absolvieren.
Der Verein auf Hockey-Bundesliganiveau verzichtet auf verschlossene Tore. So können Anwohner auf dem Areal in ihrer Freizeit joggen, Fußball oder Frisbee spielen. Der Mitgliederbereich punktet darüber hinaus mit Inklusionstraining sowie Rollstuhlsport. Anfang des Monats weihte der ATV überdies seine brandneue Padelanlage mit zwei Plätzen ein.
Es bleibt auf alle Fälle spannend, wie sich die Lage in Stötteritz in puncto Umspannwerk weiter entwickeln wird!