"Alice im Wunderland" am Theater Magdeburg: Publikum wird unruhig - aus gutem Grund

Magdeburg - Das Theater Magdeburg debütierte die abgedrehte Opernsensation "Alice im Wunderland". TAG24 war vor Ort und prüfte, was das einstündige Musikstück kann.

Alice fällt hinab in eine abgedrehte Traumwelt und trifft dort auf die seltsamsten Figuren.
Alice fällt hinab in eine abgedrehte Traumwelt und trifft dort auf die seltsamsten Figuren.  © Theater Magdeburg/Andreas Lander

Der irische Komponist Gerald Barry bediente sich an den Kinderbüchern "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" von Lewis Carroll und kreierte eine 60-minütige Oper für Groß und Klein.

Generalintendant Julien Chavaz inszeniert die fabelhafte Geschichte zum ersten Mal auf Deutsch und bringt die weltbekannten Figuren Alice, die Grinsekatze, den verrückten Hutmacher und Co. auf die Magdeburger Bühne.

Für die lediglich 60-minütige Oper stehen nur sieben Solisten auf der Bühne, die aber untereinander über 50 verschiedene Rollen einnehmen.

Dieses Wochenende in Magdeburg: Was beim Kirschblüten- und Elbfest alles los ist
Magdeburg Kultur Dieses Wochenende in Magdeburg: Was beim Kirschblüten- und Elbfest alles los ist

Bei "Alice im Wunderland" am Magdeburger Opernhaus ist alles blitzschnell: Die Musik, der Gesang, die Szenen- und Kostümwechsel, sowie die Effekte.

Zu erwarten ist also ein schnelles, kurzlebiges Opernerlebnis. Doch das Publikum wird, besonders in der zweiten Hälfte, schnell unruhig - und dafür gibt es einen Grund.

Das Theater Magdeburg inszeniert mit "Alice im Wunderland" einen kunterbunten Opernkracher

Die weiße Königin, die rote Königin, Humpty Dumpty oder auch die Grinsekatze begleiten Alice auf ihrem Weg.
Die weiße Königin, die rote Königin, Humpty Dumpty oder auch die Grinsekatze begleiten Alice auf ihrem Weg.  © Theater Magdeburg/Andreas Lander

In einem Affenzahn steigt die Oper in die Erzählung ein und lässt dabei keinerlei Zeit zum Nachdenken oder Langweilen. Der Dirigent dirigiert sich und seine Musiker um Kopf und Kragen und die Partituren fliegen in einer atemberaubenden Schnelligkeit vorbei. Chapeau!

Die sieben Sänger liefern dabei absolute Glanzleistungen, besonders Alison Scherzer als Alice, die mit großartigen Koloraturen überzeugt. Das wird leider vom Publikum nicht wirklich gewertschätzt, Chavaz inszenierte Scherzers Alice an vielen Enden einfach zu schrill und überdreht, als dass es für das Publikum für 60 Minuten aushaltbar gewesen wäre.

Aber kleine Patzer in der Inszenierung werden von den traumhaften Kulissen und Kostümen auf jeden Fall wettgemacht. Bühnenbildnerin Anneliese Neudecker nutzt die Drehbühne über das gesamte Stück und zaubert so blitzschnelle Kulissenwechsel, die fast trickfilmartig jeden Zuschauer in die Welt der Kindermärchen entführt.

Schauspiel vom Theater Magdeburg sahnt Münchner Publikums-Preis ab!
Magdeburg Kultur Schauspiel vom Theater Magdeburg sahnt Münchner Publikums-Preis ab!

Leider wird die Inszenierung schon nach wenigen Minuten, trotz des absolut herausragenden Bühnenbilds, eintönig und langwierig - und das muss man bei gerade einmal 60 Minuten erstmal schaffen.

Ist "Alice im Wunderland" am Magdeburger Opernhaus einen Besuch wert?

"Alice im Wunderland" am Theater Magdeburg liefert einen kunterbunten Opernabend, auf den man Lust haben muss.
"Alice im Wunderland" am Theater Magdeburg liefert einen kunterbunten Opernabend, auf den man Lust haben muss.  © Theater Magdeburg/Andreas Lander

Zwar ist "Alice im Wunderland" per se keine Kinderoper, das Stück ist aber ab 10 Jahren freigegeben und so befinden sich viele junge Zuschauer im Saal.

Besonders die jüngere Altersgruppe verliert in der zweiten Hälfte etwas das Interesse und schaut sich lieber im Saal um oder versucht, die Aufmerksamkeit der Eltern zu erlangen, statt auf die Bühne zu schauen. Auch die spannenden Requisiten und ein phänomenales Finale retten da keine Punkte mehr.

TAG24 sprach im Anschluss mit einigen Zuschauern, eine junge Mutter brachte es auf den Punkt: "Es war was Besonderes, hab es aber nicht ganz verstanden."

Fazit: "Alice im Wunderland" ist absolute Geschmackssache. Wer Lust auf einen federleichten, kunterbunten Opernkracher hat und dafür in Kauf nimmt, vielleicht manche Handlungsansätze und Inszenierungsideen nicht weiter zu überdenken, der kommt bei der Vorstellung auf jeden Fall auf seine Kosten. Die Darsteller und das Orchester treiben das Stück mit einer unbändigen Energie vorwärts, doch auch das landet sicher nicht bei jedem Zuschauer - bedauerlicherweise.

Weitere Vorstellungen von "Alice im Wunderland" findet Ihr im Spielplan des Theaters.

Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Andreas Lander

Mehr zum Thema Magdeburg Kultur: