"Schrei so laut du kannst": Eine queere, kreischige Liebeserklärung an Tokio Hotel

Magdeburg - Besondere Premiere am Samstagabend: Das Theater Magdeburg entwickelt mit "Schrei so laut du kannst" ein Schauspiel für das bekannteste, was die Stadt vielleicht jemals hervorgebracht hat: Tokio Hotel!

Das Theater Magdeburg feierte Premiere von "Schrei so laut du kannst".  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

Das Stück handelt von den Jugendlichen Georgina, Zachi und den Zwillingen Timmi und Änn, die es mit ihrer Band "Sorry, nein!" vom Schulhof bis zum großen Erfolg schaffen.

Als Fans von Tokio Hotel wollen sie in die Fußstapfen ihrer Idole treten und trotzen dabei allen Stolpersteinen: Spannungen in der Band, zwielichtige Manager und der überwältigende Medienrummel.

"Schrei so laut du kannst", geschrieben und inszeniert von July Mahid Carly, ist dabei nichts anderes als eine echte Liebeserklärung an die bekannte Magdeburger Band.

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Das Publikum wird für gute 90 Minuten in die witzige und vor allem musikalische Welt der vier Teenager entführt und lacht, klatscht, stampft und pfeift begeistert mit.

Das ist hauptsächlich den eingängigen Songs von Margarethe Zucker zu verdanken, die den alten Tokio-Hotel-Sound fast parodiert. Doch so lustig wie die Lieder auch geworden sind, so groß ist auch der Ohrwurm-Charakter.

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"Schrei so laut du kannst": witzig, jung, queer, super musikalisch

Das Stück handelt von einer Magdeburger Teenie-Band und ist deutlich an Tokio Hotel angelehnt.  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

Die Handlung und besonders die Komik-Ebene sind gezielt auf ein junges Publikum ausgerichtet. Zugegeben, vielleicht wurde einmal zu oft in die Gen-Z-Begriffskiste gegriffen - was besonders beim älteren Publikum zu Unverständnis führt und den ein oder anderen Gag auf der Strecke liegen lässt - aber im Zusammenspiel mit den glitzernden Kostümen und fast kindlichem Charme der Figuren geht die Gleichung trotzdem auf.

Das vierköpfige Ensemble, bestehend aus Viktor Bashmakov, Marie-Joelle Blazejewski, Laura Fouquet und Lorenz Krieger, hat die jeweiligen Rollen perfekt verstanden und schafft es immer wieder krachende Akzente zu setzen.

Krieger als Timmi, der mit bester Bill-Kaulitz-Frise den hibbelig-überdrehten aber gleichzeitig gefühlvollen Sänger mimt, ist perfekt abgestimmt auf Bashmakovs Zachi - ein Triangelspieler, der eigentlich rappen will. Die beiden spielen eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die in einem regelrecht rührenden Crescendo endet.

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Unterstützt werden sie von Fouquet und Blazejewski als Änn und George, die nicht nur mit musikalischem Talent, sondern auch mit perfekt gespielter Teenager-Arroganz und viel Witz überzeugen.

Ist "Schrei so laut du kannst" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?

Ist "Schrei so laut du kannst" am Theater Magdeburg einen Besuch wert?  © Theater Magdeburg/Gianmarco Bresadola

Fazit: "Schrei so laut du kannst" lädt ein zu einem bunten, queeren, mitreißenden und musikalischen Abend.

Juli Mahid Carlys Stück schafft es, durchgehend urkomisch zu sein, ohne sich jemals über Tokio Hotel oder die Bandmitglieder lustig zu machen, und dennoch an gut ausgewählten Momenten in der Handlung eine notwendige Ernsthaftigkeit zu übermitteln.

Hinzu kommt ein dynamisches Ensemble und originelle Musik, die auch noch toll performt wurde, und schon hat man ein wunderbares Schauspiel was ins Ohr geht - und ins Herz.

Weitere Vorstellungen findet Ihr auf dem Spielplan des Theaters.

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