Naturschützer besetzen "Trümmi" in Magdeburg - doch es geht nicht nur um den Wald
Magdeburg - In einem kleinen Baumhaus verschanzt geht es für mehrere Waldbesetzer in Magdeburg nicht nur um Naturschutz - sondern auch um Gesundheit.
Alles in Kürze
- Waldbesetzer in Magdeburg protestieren gegen Luxus-Wohnhäuser.
- Baumhaus auf ehemaliger Schuttdeponie gebaut.
- Verdacht auf krebserregende Stoffe im Boden.
- Stadt beschränkt Protest auf den Boden.
- Waldbesetzer klagen gegen Stadt und planen Gespräch mit Investor.

Am Trümmerberg, von den Einheimischen liebevoll "Trümmi" genannt, haben die Teilnehmer in sieben Metern Höhe ein Baumhaus auf der ehemaligen Schuttdeponie gebaut.
Das Wald-Camp bei der Hubbrücke ist in der Nacht zum Donnerstag entstanden. Seitdem informieren die Teilnehmer Passanten über ihr Vorhaben und sammeln Unterschriften.
Der Forst soll nämlich drei Luxus-Wohnhäusern weichen. Dabei gehört der Berg zum Biosphärenreservat Mittelelbe - doch nicht nur das.
Es gibt den Verdacht auf krebserregende Stoffe im "Trümmi", welche beim Abbau als Feinstaub direkt in die Innenstadt gelangen könnten.
"Das hier ist eine Kühlluftschneise. Das geht gegen den Hitzeplan der Stadt. Und eigentlich sollte ja eine Stadt auch nicht dahinterstehen, dass hier krebserregende Stoffe freigesetzt werden", findet Nina Porto, die aktuell im Baumhaus sitzt.
"Sollen wir zuschauen, wie Menschen Krebs bekommen, wie die Natur hier zerstört wird?"
Viel Unterstützung aus der Bevölkerung

Noch liegt keine Baugenehmigung vor, doch die Initiative will präventiv mindestens eine Woche den Wald besetzen, "um mediale Wirkung zu kriegen und das Thema einfach ein bisschen an die anwohnenden Personen zu bringen", so Limette.
Limette saß aus Protest schon in vielen Baumkronen - wie zum Beispiel im Altdorfer Wald. Die zwölf Stunden Fahrtzeit, um in Magdeburg zu protestieren, wurden gern in Kauf genommen.
So viel Unterstützung aus der Bevölkerung erlebe Limette jedoch das erste Mal.
"Wir hatten sogar an einem Punkt so viel Essen, dass wir das dann an den Essensverteiler weitergeben mussten."
Schon etwa 800 Unterschriften wurden laut Angabe der Teilnehmer am heutigen Montagmittag gesammelt. Dazu kommen 415 Unterschriften auf der Online-Petition.
Stadt klagt - Waldbesetzer klagen zurück

Bereits am Freitag hat die Versammlungsbehörde den Protest auf den Boden beschränkt - alle Kletterer sehen sich mit rechtlichen Konsequenzen konfrontiert.
Das Baumhaus sei nicht strukturell gesichert, heißt es in dem Beschuss, der TAG24 vorliegt. Teile könnten abbrechen und Teilnehmer oder Passanten treffen. Außerdem müsse verhindert werden, dass Besetzer vom Baum fallen.
"Die Auflage ist absurd", findet Nino Krüger, der aktuell im Baum sitzt. "Weil dieses Seil zum Beispiel hält locker sechs Tonnen, jedes einzelne davon."
"Wenn Leute hochklettern, kommt sofort die Polizei angestürmt und reißt dich auf den Boden", gibt Limette zu bedenken.
Die Initiative hat darauf einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht. Die Entscheidung, ob das Klettern in die Baumkrone legal wird, fällt im Laufe des heutigen Montags.
Zudem sei ein Gespräch mit dem Investor Marc Weiler geplant, welcher den Bebauungsplan entwickelt hat. Schon bei den ersten Protesten einer Bürgerinitiative in 2023 hatte er die Kritik an sein Vorhaben zurückgewiesen.
Mit Blick auf die gesundheitlich Bedenken versicherte er gegenüber dem MDR, dass die Abtragung eng von der Umweltbehörde begleitet werde. Außerdem werde man alle Bäume, die gefällt werden, neu anpflanzen.
Titelfoto: Isabelle Wiermann/TAG24