Magdeburg - Alexander Prinz (30) wuchs in einem Dorf in Sachsen-Anhalt auf, in dem mehr Kühe als Menschen lebten. Nun hat er 650.000 Abonnenten auf YouTube.
Als "Der Dunkle Parabelritter" wurde Prinz zunächst mit Comedy, dann mit Heavy Metal-Themen und schließlich mit gesellschaftskritischen Inhalten deutschlandweit bekannt.
Nun hat er sein zweites Buch "Oststolz - Appell eines Nachwendekinds" veröffentlicht, in welchem er offen über seine Kindheit in Nemsdorf-Göhrendorf spricht. Dort lebte ein Drittel der Kinder an seiner Schule in Armut.
"Hier spielen keine Romane, und schon gar keine mit Happy End", sagte Ritter bei einer Lesung im Café Mosaik in Magdeburg am gestrigen Samstag.
Der einseitig erblindete YouTuber verbrachte als "das behinderte Kind im Dorf" eine einsame Jugend - bis zur dritten Klasse habe er keine Freunde gehabt.
Somit nahm der 1994 geborene Autor oft eine beobachtende Position ein. Die Armut um ihn herum war für ihn damals "erschreckend normal", so Prinz. Erst bei den Gesprächen mit seinen Eltern für die Recherche zu seinem Buch wurde ihm klar, was für schlimme Schicksale die Menschen in seinem Umkreis hatten.
"Jeder kämpfte für sich allein, über Probleme wurde nicht offen gesprochen."
Die Zukunft werde gerade im Osten entschieden
"Ich sehe diese Geschichten und bin dankbar, dass ich so viel Glück hatte", findet der 30-Jährige. Denn seine Tischler-Familie war intakt, seine Großeltern halfen viel aus.
YouTube sei eine Chance gewesen, seine Stimme hörbar zu machen. So habe er nun die Möglichkeit, seine Geschichten und die seiner einstigen Nachbarn zu erzählen.
Und genau damit beschäftigt sich sein Buch: zerrüttete Familien, Armut, die sich in die nächste Generation überträgt, soziale Ausgrenzung und Kinder, die sich selbst erziehen mussten.
Nach allen Statistiken sei seine Heimat ein Schandfleck - obwohl die Zukunft Deutschlands laut dem Autor gerade im Osten entschieden werde.
Entsprechend sei sein Buch nicht nur eine kritische Gesellschaftsanalyse, sondern wolle einen hoffnungsvollen Blick auf den Osten werfen. Damit will Prinz letztlich Stolz und Selbstwirksamkeit bei allen Ostkindern erwirken.