Intel könnte Magdeburg in die "nächste Liga" hieven: "Man merkt, dass was passiert"

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt zieht seit Jahren Immobilien-Investoren an. Die Ansiedlung von Intel könnte der Entwicklung noch einmal Schub verleihen.

Der Bau des Intel-Halbleiterwerks in Magdeburg fördert verschiedene Branchen.
Der Bau des Intel-Halbleiterwerks in Magdeburg fördert verschiedene Branchen.  © PR/Intel Corporation

Vor etwa zehn Jahren kaufte Lars Gummersbach erstmals in Magdeburg eine Wohnung - "wegen der günstigen Preise". Die Arbeitslosigkeit und der Leerstand hätten damals vergleichsweise hoch gelegen, berichtet er. Die Kaufpreise seien relativ niedrig gewesen.

Seitdem geht es in Magdeburg aus Investorensicht stetig bergauf. Die Beschäftigungszahlen steigen und die Stadt verzeichnet Zuwanderung. Das belegen Zahlen des Statistischen Landesamtes.

Magdeburg sei nicht erst seit der Nachricht von der Intel-Ansiedlung für Investoren interessant, sagt Madlen Bestehorn, Regionalgeschäftsstellenleiterin beim Immobilienverband Deutschland (IVD).

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Die Standortbedingungen hätten sich insbesondere in den zurückliegenden 10 Jahren ausgezeichnet entwickelt.

Beste Autobahnanbindungen, drei Großflughäfen im Umkreis von rund 100 Kilometern, hervorragende Bedingungen für die Binnenschifffahrt und gut angebundene Gewerbeflächen hätten bereits zahlreiche Großunternehmen überzeugt.

Magdeburg steigt für Investoren in "nächste Liga" auf

Experten sehen schon jetzt die steigende Nachfrage nach Immobilien in und um Magdeburg.
Experten sehen schon jetzt die steigende Nachfrage nach Immobilien in und um Magdeburg.  © Sabrina Gorges/dpa-Zentralbild/dpa

2022 hat Privat-Investor Gummersbach nachgelegt und eine Wohnung in der Innenstadt gekauft. Tatsächlich sei die Entscheidung auch von der geplanten Intel-Ansiedlung beeinflusst, sagt er.

"Man merkt aber auch an anderer Stelle, dass wirtschaftlich was passiert." Er rechne mit der Ansiedlung weiterer Dienstleister, die nach Intel kommen. Und auch wenn Intel derzeit schwächle und der Zeitplan für den Bau der Fabrik wackele, glaube er nicht, dass das Projekt gänzlich zur Debatte stehe.

Ohnehin gebe es auch andere Firmen, die in die Region drängten. Dazu zähle er etwa das Unternehmen Nokera, das derzeit in Möckern eine Fabrik mit hunderten Arbeitsplätzen errichtet.

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"Wir beobachten eine steigende Anfrage von Investoren, die Magdeburg bisher nicht auf dem Zettel hatten", beschreibt Bestehorn die aktuelle Entwicklung. Sowohl private als auch institutionelle Anleger bewerteten die Ansiedlung Intels als große Chance. Die geplante Ansiedlung sei in jedem Investorengespräch Thema - "oft auch das Zünglein an der Waage", berichtet Bestehorn.

"Gute Einstiegspreise, Steigerungspotenziale und Wertentwicklungen lassen sich derzeit kaum vergleichbar in Mitteldeutschland finden", führt sie aus. Der regionale Markt habe sich in den letzten Jahren nicht so extrem aufgeheizt wie in anderen Regionen.

Bereits vor Intels Bekanntmachung sei Magdeburg für Investoren spannend gewesen, "nun steigt es in die nächste Liga auf".

Nachfrage steigt - doch der Preis nicht

Nahe der A14 soll die neue Intel-Mega-Fabrik entstehen.
Nahe der A14 soll die neue Intel-Mega-Fabrik entstehen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Doch nicht nur die Kernstadt sei interessant, erklärt Bestehorn. Insbesondere kleinere Anleger schielten auf das Magdeburger Umland wie die Gemeinde Sülzetal und die Stadt Wanzleben-Börde.

Am Preis sehe man die gestiegene Nachfrage derzeit nur bedingt. Die prognostizierten Preissteigerungen wurden nach Angaben der Expertin zuletzt durch die Zinssteigerungen, Baukostenentwicklungen und Inflation ausgebremst.

Es herrsche ein stabiles Preisniveau, da Intels Ansiedlung den bundesweit beobachteten Preisrückgang in vielen Segmenten wettmache. Zahlreiche Investoren stünden aber bereit, sobald auf dem Intel-Gelände der erste Bauarbeiter zu sehen sei. Dann dürften die Preise steigen, vermutet Bestehorn.

Andere Experten schlagen gedämpftere Töne an. Seit der Bekanntmachung sei die anfängliche Euphorie auf der Verkäuferseite gesunken, sagt Sylvia Lampe, Immobilienverwalterin aus Magdeburg.

Eine übersteigerte Erwartungshaltung in die Verkaufspreise vor Ort halte sie aktuell für nicht angebracht. Viele Aspekte insbesondere um die Intel-Ansiedlung seien noch unklar. "Wie sich die Arbeitsmarktsituation darstellt, ob die Arbeitskräfte aus der Region gefördert, ausgebildet und gewonnen werden, das ist derzeit nicht abzusehen."

Doch auch sie findet, dass Magdeburg sich nicht hinter Städten wie Hannover und Leipzig zu verstecken braucht. "In den letzten Jahren hat Magdeburg sich im Bereich Wirtschaft und Wissenschaft stark entwickelt."

Der niedrige Einstiegspreis, eine solide Bausubstanz, nachhaltige Bewirtschaftung und die Option, dass die Mieten hier weder am Limit sind noch gedeckelt würden, seien Argumente, die für eine Anlage in Magdeburg sprächen, erklärt Lampe.

Titelfoto: Bildmontage: Sabrina Gorges/dpa-Zentralbild/dpa, Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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