Bestechung, Korruption, Betrug: AOK Bayern deckt 28 Millionen Euro Schaden auf

München - "An jedem Arbeitstag gingen mehr als sechs neue Fälle mit Verdacht auf Abrechnungsbetrug, Korruption, Bestechung oder Bestechlichkeit ein", berichtet Frank Firsching von der AOK Bayern.

Viel Papier, wenig Kontrolle: Die AOK Bayern fordert eine Verpflichtung, in der Pflege künftig digital abzurechnen. (Symbolbild)
Viel Papier, wenig Kontrolle: Die AOK Bayern fordert eine Verpflichtung, in der Pflege künftig digital abzurechnen. (Symbolbild)  © Sven Hoppe/dpa

Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrats und unterstreicht: "Es geht um Beitragsgelder, die für die Gesundheitsversorgung der Versicherten fehlen."

Und der Schaden ist alles andere als nebensächlich. In den Jahren 2020 und 2021 wurden 4171 Verdachtsfälle von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bearbeitet.

Der festgestellte Gesamtschaden von 27,9 Millionen Euro ist ein trauriger Höhepunkt seit der Einrichtung der Fehlverhaltensstelle vor 18 Jahren. Das teilte der Versicherer am Mittwoch mit.

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Damit sei der Schaden mehr als doppelt so hoch als in den Jahren 2018 und 2019. Damals lag die Summe bei 12,2 Millionen Euro. Jedoch ist die Zahl der Neufälle um rund ein Drittel gesunken.

Allerdings könnte der Schein trügen: "Ein Grund waren die eingeschränkten Kontrollen etwa bei Pflegediensten während der Corona-Pandemie."

Kriminelle profitieren vor allem davon, dass es keine zentrale Erfassung der wegen Abrechnungsbetrug verurteilten Täter gäbe.

"Immer noch können Betrüger einfach ein Bundesland weiterziehen und dort eine Zulassung für einen neuen Pflegedienst beantragen oder in einer verantwortlichen Tätigkeit eingesetzt werden, ohne dass die Kranken- und Pflegekassen über die kriminellen Vorgänge informiert sind", heißt es in der Pressemeldung.

Betrüger werden immer professioneller

"Wir beobachten, dass Betrüger immer professioneller vorgehen", muss Dominik Schirmer, Beauftragter zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei der AOK Bayern, feststellen.

"Mit komplexen Analysetools könnten Abrechnungsdaten gezielt überprüft und Betrugsmuster frühzeitig erkannt werden."

Aus diesem Grund fordert die AOK Bayern eine bundesweite Datenbank zur Betrugsprävention. "Wir brauchen daher dringend die Verpflichtung, auch in der Pflege digital abzurechnen", so Schirmer.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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