Liquid Ecstasy im Champagner: Sind noch mehr Gift-Flaschen im Umlauf?

Weiden - Im Fall des mit einer tödlichen Dosis Ecstasy versetzen Champagners in Weiden in der Oberpfalz liegt der Fokus der Ermittler weiter auf dem Vertriebsweg der Flasche. Offenbar könnte alles ein tödlicher Zufall gewesen sein.

Im Weidener Restaurant "La Vita" fand ein Gast den Tod, nachdem er vergifteten Champagner getrunken hatten.
Im Weidener Restaurant "La Vita" fand ein Gast den Tod, nachdem er vergifteten Champagner getrunken hatten.  © Armin Weigel/dpa

Am vergangenen Samstag bestellte eine Gruppe im Restaurant "La Vita" eine Flasche Schampus, um den Auftritt ihres Freundes in der RTL-Kuppelshow "Take me out" zu feiern. Schon nach wenigen Schlucken brachen acht Menschen zusammen, ein Gast (52) starb wenig später.

Statt Champagner tranken die Gäste Gift. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitgeteilt hat, befand sich in der Flasche eine hohe Konzentration der Droge Ecstasy (MDMA).

"Wir gehen davon aus, dass flüssiges MDMA in extrem hoher Konzentration in die Flasche eingefüllt wurde", sagt Weidens Leitender Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer (64) zu Bild.

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Wie die Flasche manipuliert wurde, ist noch nicht geklärt. Die Ermittler gehen weiter davon aus, dass die Champagnerflasche auf dem Vertriebsweg von Schmugglern mit der Droge versetzt worden ist.

Kam die todbringende Drei-Liter-Flasche "aus Versehen" in den Verkauf? Es wäre nicht das erste Mal, dass sogenanntes "Liquid Ecstasy" in Champagnerflaschen geschmuggelt wird.

Kriminelle schmuggeln flüssiges MDMA in Champagner-Flaschen

2019 zog der Zoll mit Ecstasy versetzte Champagner-Flaschen aus dem Verkehr.
2019 zog der Zoll mit Ecstasy versetzte Champagner-Flaschen aus dem Verkehr.  © Australian Border Force

Im Jahr 2015 wurden deutsche Dealer in Südafrika festgenommen und mit MDMA befüllte Champagner-Flaschen sichergestellt.

2019 zog der Zoll 96 Liter der Droge in Australien aus dem Verkehr - abgefüllt in Drei-Liter-Schampus-Flaschen. Die Chargen stammten in beiden Fällen wohl aus Amsterdam.

War auch die Oberpfälzer Flasche Teil eines solchen Schmuggels? Laut Bild hätten drei Liter flüssiges Ecstasy einen Marktwert von rund 360.000 Euro.

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"Es ist durchaus möglich, eine Flasche zu öffnen, Drogen einzufüllen und die Flasche wieder zu verschließen, ohne dass es auffällt", erklärte Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer. "Es wird derzeit überprüft, wo oder von wem die Flasche manipuliert wurde."

Nach Informationen der Bild, soll die Flaschen in einem Duty-Free-Shop in Rozvadov verkauft worden sein, rund 40 km vom Tatort Weiden entfernt, kurz hinter der tschechischen Grenze.

Sicher ist wohl, dass die Flasche nicht erst kürzlich manipuliert wurde, denn am Boden fanden sich 100 Gramm kristalline Abbauprodukte der Droge.

Titelfoto: Bildmontage: Armin Weigel/dpa , Australian Border Force

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