Hotelplätze weggefallen: 1100 Flüchtlinge mussten schnell verlegt werden
Von Elke Richter
München - Aus Mangel an Plätzen haben in München bislang manche Geflüchtete in Hotels statt in anderen Unterkünften gelebt. Weil Plätze in Hotels allerdings nicht länger finanziert werden, musste die Landeshauptstadt relativ kurzfristig zahlreiche Flüchtlinge anderswo unterbringen. Stichtag war der 1. Mai. Hat es geklappt?

Doch der Freistaat hat den Geldhahn zugedreht - und die Stadt damit vor entsprechend große Herausforderungen gestellt. Sie musste bis zum 1. Mai kurzfristig knapp 1100 Menschen verlegen.
Dies ist entgegen aller Befürchtungen gelungen: Alle Betroffenen seien in dezentrale kommunale Unterkünfte gebracht worden, so eine Sprecherin des Sozialreferats zur Deutschen Presse-Agentur.
Die Stadt hatte lange darauf gesetzt, dass der Freistaat die Finanzierung der Hotelplätze über den 1. Mai hinaus doch noch bis Jahresende verlängert.
Erschwerend kommt hinzu: Ende Juni soll noch ein weiteres Hotel mit 300 Plätzen schließen.
Die Bitte von Oberbürgermeister Dieter Reiter (66, SPD) wurde am 28. März abgeschlagen - obwohl die 43 dezentralen Unterkünfte der Stadt mit einer nutzbaren Kapazität von rund 8400 Betten zu diesem Zeitpunkt fast voll belegt waren.
Wohlfahrtsverbände hatten kurzfristige Umverlegung der Geflüchteten in München hart kritisiert

"Eine Neuvergabe von 900 Bettplätzen in Hotels bis zum Ende des Jahres war mit Blick auf die immensen Kosten abzulehnen", begründete das Innenministerium den getätigten Schritt.
Plätze hätten zwischen 1000 und 1700 Euro pro Monat gekostet. Sie waren "in etwa zwei bis drei mal so teuer wie die Unterbringung in regulären Gemeinschafts- oder dezentralen Unterkünften".
Ein Grund: In den Beträgen sind meist auch Dienstleistungen wie Verpflegung enthalten.
Anders als in anderen Bundesländern trägt in Bayern der Freistaat die anfallenden Kosten für die Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern beziehungsweise erstattet ebenjene komplett.
Wie viele Geflüchtete in anderen Kommunen in Hotels leben, die bei einem kurzfristig hohen Bedarf eine schnelle und flexible Lösung bieten, ist dem Ministerium nicht bekannt. Die Unterbringung in Hotels, Pensionen oder Jugendherbergen sei aber die Ausnahme und stets eine Übergangslösung, hieß es. Auch andernorts seien entsprechende Verträge nicht verlängert worden.
Wohlfahrtsverbände hatten die kurzfristige Umverlegung der Geflüchteten in München hart kritisiert: Menschen seien keine Manövriermasse. Kinder etwa würden unvermittelt aus Kita oder Schule gerissen, in denen sie gerade erst Fuß gefasst hätten. In den vier Gebäuden waren vorrangig Menschen aus der Ukraine untergebracht, darunter rund 200 Minderjährige und viele Hochbetagte. Sie sind jetzt teils in Leichtbauhallen untergebracht - wieder ein neues Umfeld.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa