Bischof Mixa: Umstrittene Ansichten, Prügel-Vorwürfe und Verbindungen zur AfD

Augsburg - Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt polarisierte ein katholischer Oberhirte die Republik so sehr wie kaum ein anderer. Walter Mixa (79) lieferte zu so manchen politischen Themen seine umstrittenen Ansichten und produzierte derart viele Schlagzeilen, wie nur wenige katholische Bischöfe vor und nach ihm.

Der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa (79). (Archiv)
Der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa (79). (Archiv)  © picture alliance / dpa

Als dann auch noch Berichte über Prügelstrafen den Kirchenmann in Bedrängnis brachten, trat der Augsburger Bischof 2010 zurück. Mittlerweile steht Mixa nur noch selten in der Öffentlichkeit. Er hat sich weitgehend zurückgezogen, an diesem Sonntag (25. April) wird er 80 Jahre alt.

Mixa selbst war aus Anlass seines runden Geburtstages nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Seit seinem Rücktritt lebt er im nordschwäbischen Dorf Gunzenheim. Der Leiter des dortigen Pfarrverbands, Wolfgang Woppmann, erzählt, dass Mixa in der Vergangenheit immer wieder Gottesdienste gehalten, Vertretungen übernommen und die Beichte abgenommen habe.

Da Mixa sehr aktiv gewesen sei, sei die Corona-Krise auch für ihn eine Belastung als "Gefangener in seinem Haus", erzählt der Pfarrer aus Fünfstetten (Landkreis Donau-Ries).

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Früher war Mixa regelmäßig in den Medien präsent. Beispielsweise wenn er den Holocaust an den Juden und Abtreibungen in einen fragwürdigen Zusammenhang stellte.

Insbesondere gegen das staatliche Angebot an die Familien, Kinder in Krippen zu geben, wetterte der Bischof und schimpfte, dies sei "vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren". Ziel von Mixas Breitseiten war damals Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU, 62), heute EU-Kommissionspräsidentin.

Bischof Mixa holt im Jahr 2010 seine Vergangenheit ein

Walter Mixa wird am Sonntag 80 Jahre alt.
Walter Mixa wird am Sonntag 80 Jahre alt.  © picture alliance / dpa

Im Zusammenhang mit von der Leyens Familienpolitik sprach der Oberhirte davon, dass Mütter zu "Gebärmaschinen" degradiert würden. Die ebenfalls aus Augsburg stammende damalige Grünen-Chefin Claudia Roth (65), inzwischen Bundestagsvizepräsidentin, bezeichnete Mixa deswegen als "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi".

Auch innerkirchlich war Mixa ein Hardliner. Als im Jahr 2003 ein Priester aus der Diözese Eichstätt, in der Mixa vor seiner Augsburger Zeit Bischof war, beim ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin an einem evangelischen Abendmahl teilnahm, wurde der bayerische Pfarrer umgehend suspendiert.

Wenige Jahre später sagte Mixa: "Ich habe keine Angst vor einem missionarischen Islam, aber vor einer laschen Christenheit."

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Im Jahr 2010 holte Mixa seine Vergangenheit als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen ein. Es gab Vorwürfe, der Priester habe damals dort Heimkinder geschlagen - genau aufgeklärt wurden diese Vorwürfe nicht.

Auch der Vorwurf, Mixa habe Gelder zweckentfremdet, blieb letztlich etwas im Unklaren. Vorermittlungen wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs wurden jedenfalls von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

Verbindungen zu AfD

Konrad Zdarsa war Nachfolger von Mixa als Bischof von Augsburg.
Konrad Zdarsa war Nachfolger von Mixa als Bischof von Augsburg.  © Frank Leonhardt/dpa

Letztlich war der Druck so groß, dass Mixa dem Vatikan seinen Rücktritt anbot - der Papst nahm diesen an. In einer Zeit, in der die Kirche weltweit mit schweren Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs und Gewalt gegen Kinder zu kämpfen hatte, war Mixa nicht mehr zu halten. Auch sein Amt als deutscher Militärbischof musste er aufgeben.

Zuletzt hatte Mixa vor zwei Jahren von sich reden gemacht. Grund waren Kontakte des erzkonservativen Kirchenmanns zu der AfD.

Anfang 2019 war der Geistliche nach Medienberichten als Redner bei einem Empfang eines AfD-Politikers im Stuttgarter Rathaus aufgetreten. Wenige Monate später war eine ähnliche Veranstaltung in Augsburg geplant. Doch Mixas Nachfolger auf dem dortigen Bischofsstuhl, Konrad Zdarsa (76), war über die Vorträge des Ruhestands-Bischofs bei der umstrittenen Partei alles andere als angetan.

"Offenbar ist es dem emeritierten Bischof nicht bewusst, dass er mit seinem Verhalten bei vielen Menschen, insbesondere auch bei zahlreichen Gläubigen, große Verärgerung verursacht und damit dem Bistum Augsburg und der Kirche insgesamt schweren Schaden zufügt", ließ Zdarsa die Öffentlichkeit wissen.

Daraufhin sagte Mixa seinen Auftritt in Augsburg ab. Einer Zeitung sagte er, er habe den Abgeordneten, der ihn eingeladen habe, für einen CSU-Mann und nicht für einen Vertreter der AfD gehalten.

Titelfoto: picture alliance / dpa

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