LMU München macht Rückzieher: Nahost-Veranstaltung nach Kritik abgesagt

Von Michael Donhauser

München - Die Münchner Ludwig-Maximilian-Universität hat eine umstrittene Lehrveranstaltung zur Situation palästinensischer Wissenschaftler nach öffentlicher Kritik aus politischen und wissenschaftlichen Kreisen abgesagt.

Über den Sommer hatte sich vor der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität ein Pro-Palästina-Protestcamp gebildet.  © Sven Hoppe/dpa

Die für den 28. November geplante Veranstaltung "The Targeting of the Palestinian Academia", für die Vortragende der Jerusalemer Al-Quds-Universität sowie der Birzeit-Universität in der Nähe von Ramallah vorgesehen waren, werde nicht stattfinden, teilte die Universität in München mit.

Zuvor hatten mehrere CSU-Politiker - darunter Landtags-Fraktionschef Klaus Holetschek (61) - eine eingehende Prüfung der Veranstaltung und ihrer Referenten verlangt. Die Politik hatte damit auf Bedenken unter anderem des Netzwerks jüdischer Hochschullehrender reagiert.

"Nicht nur die Themen einiger Vorträge, auch Äußerungen der eingeladenen Gäste lassen an der einseitigen Stoßrichtung der Veranstaltung keine Zweifel", sagte CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek. "Wenn Referenten von einem israelischen 'Gefängnisregime' fabulieren, 'unnachgiebige Gewalt' beklagen und dem Staat Israel eine 'genozidale Kriegsmaschinerie' vorwerfen, ist eine sachliche wissenschaftliche Auseinandersetzung nicht ansatzweise in Sicht."

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Der Antisemitismus-Beauftragte der Staatsregierung, Ludwig Spaenle (64, CSU), und Holetscheks Stellvertreter im Fraktionsvorsitz, Winfried Bausback (60), äußerten sich ähnlich. Sie griffen damit die Argumentation auf, mit der sich zuvor das Netzwerk jüdischer Hochschullehrender in einem offenen Brief unter anderem an die Hochschule gewandt hatte.

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LMU: Zweifel an wissenschaftlichem Niveau der Veranstaltung

Die LMU befürchtete, dass die Veranstaltung zu palästinensischen Wissenschaftlern zu einseitig sein würde.  © Sven Hoppe/dpa

Die Hochschullehrer beklagten in ihrem Schreiben unter anderem die fehlende wissenschaftliche Balance der geplanten Veranstaltung und forderten einen besseren Schutz jüdischer Studierender. Auch der jüdische Wissenschaftler Michael Wolffsohn hatte sich geäußert.

Die Universität betonte, es sollen neue Formate erarbeitet werden, die auch für derart aufgeladene Themen geeignet seien.

"Die Freiheit der Wissenschaft ist ein hohes Gut, es bestanden in diesem Fall aber Zweifel, ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte", hieß es zur Begründung.

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Die LMU trage ihrem Anspruch Rechnung, die Freiheit der Wissenschaft, die freie Rede, die sachliche Austragung von Konflikten, sowie Respekt gegenüber unterschiedlichen Auffassungen zu leben.

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