Schere am Münchner Wohnungsmarkt öffnet sich weiter: Mieten schießen in die Höhe

Von Carsten Hoefer

München - "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr", schrieb Rainer Maria Rilke Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Gedicht "Herbsttag". Mittlerweile kommt die Realität der Dichtung ziemlich nahe.

Während die Mieten im Großraum München weiter stark steigen, sinken die Preise für Immobilien weiter.
Während die Mieten im Großraum München weiter stark steigen, sinken die Preise für Immobilien weiter.  © Sina Schuldt/dpa

Im Großraum München steigen die Mieten trotz gesunkener Immobilienpreise weiter.

Die gegenteilige Entwicklung gibt es bei zum Kauf angebotenen Häusern und Wohnungen: Der Preisrückgang hat sich nach Daten des Immobilienverbands Deutschland Süd (IVD) im Umland der bayerischen Landeshauptstadt mittlerweile zwar verlangsamt, ist aber noch nicht gestoppt.

Nicht verlangsamt hat sich jedoch der Anstieg der Mieten - in der Stadt München ging es seit dem Frühjahr steil nach oben, im Umland etwas gemäßigter.

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Frei stehende Einfamilienhäuser waren demnach in diesem Herbst in den Nachbarlandkreisen der Landeshauptstadt im Schnitt 2,5 Prozent billiger als im Frühjahr, Eigentumswohnungen um ein Prozent.

Dabei gibt es laut IVD-Marktforscher Stephan Kippes aber einen Unterschied zwischen Neubauten, die wegen ihrer sehr hohen Preise nach wie vor kaum gefragt sind, und energetisch sanierten Bestandsimmobilien: Bei letzteren ist die Nachfrage wieder gestiegen, die Preise haben sich laut IVD Süd stabilisiert oder sind seit dem Frühjahr sogar leicht gestiegen.

Rasanter Anstieg der Mieten in München

Ein Problem: Es werden zu wenig neue Wohnungen gebaut.
Ein Problem: Es werden zu wenig neue Wohnungen gebaut.  © Soeren Stache/dpa

Die Mieten für Bestandswohnungen sind IVD Süd zufolge im Umland innerhalb nur eines halben Jahres um 1,7 Prozent gestiegen, in der Stadt München sogar um 4,4 Prozent. Die Daten bestätigen die Einschätzung von Ökonomen, dass die Mieten sich zum Inflationstreiber entwickeln.

Für wenig finanzkräftige Mieter wird die Lage nach Einschätzung des Immobilienverbands in Zukunft eher noch schwieriger werden: "Fehlende neue Wohnungen werden künftig unter anderem den Verdrängungskampf zu Ungunsten einkommensschwächerer Haushalte verschärfen", prophezeite Kippes.

Zum Umland der Landeshauptstadt zählen neben dem eigentlichen Kreis München noch die Kreise Starnberg, Erding, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, Dachau sowie Tölz/Wolfratshausen.

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Überall sind die Einwohnerzahlen in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen.

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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