"Anonymous for the Voiceless": Was steckt hinter dem maskierten Protest?

München - "Greetings citizens of the world. We are Anonymous." ("Seid gegrüßt, Bürger der Welt. Wir sind Anonymous.") So beginnen häufig Video-Bekanntmachungen des wohl bekanntesten Hacker-Kollektivs der Welt. Dass sich die Aktivisten mit der "Guy Fawkes"-Maske nicht mehr nur im Internet bewegen, ist vielen nicht klar. In München ändert sich das gerade.

Würfel der Wahrheit: "Anonymous for the Voiceless" wollen zum Umdenken animieren.
Würfel der Wahrheit: "Anonymous for the Voiceless" wollen zum Umdenken animieren.  © TAG24/Marco Schimpfhauser

Das eigentliche Online-Netzwerk zeigt sich immer wieder politisch und wirtschaftlich aktiv, legte in der Vergangenheit schon Tausende Websites lahm, unter anderem die des IS, der NPD, der südkoreanischen Regierung oder einschlägige Seiten im sogenannten Darkweb.

Auch wenn sich manche fragwürdigen "Nachrichten"-Seiten oder Hetzportale sowohl Namen als auch die aus der Comicverfilmung "V wie Vendetta" bekannten Maske zu Nutzen machen: Anonymous steht allgemein für eine liberale, tendenziell linke, Werteüberzeugung. Wirtschaftliche und politische Interessen sollten stets im Einklang mit Menschenrechten, Gesundheit, Freiheit, Frieden sowie Natur- und Tierschutz stehen.

Letzteres ist genau das Anliegen, das die Münchner Aktivistengruppe in den Fokus rücken möchte: Die Rechte der Tiere. Sie geben jenen Lebewesen mit stillem Protest eine Stimme, die selber keine haben. Passend daher der Name: Anonymous for the Voiceless.

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2016 in Australien gegründet, hat diese Vereinigung relativ wenig mit Internet-Aktivisten zu tun. Sie gehen raus auf die Straße, halten Tabletts mit verstörenden Bildern vor sich, formieren sich zum "Würfel der Wahrheit". Man hört "Time" von Hans Zimmer aus dem Film "Inception". Verstörend sind die Bilder aus dem Grund, weil sie das zeigen, was die Menschen gelernt haben zu ignorieren: Den Leidensweg der Tiere, die auf unseren Tellern landen.

"Früher lebten die Tiere in Freiheit, hatten bei der Jagd eine Chance zu fliehen, hatten das, was man als 'Leben' bezeichnet", erklärt die Aktivistin Mariela. "Heute kennen sie nur Mauern, Zwangsernährung, Gefangenschaft und Leid - von Geburt an."

"Eine Kuh empfindet Freude und Trauer wie ein Hund"

Mit Filmen aus Mastbetrieben will man auf die Qualen der Tiere hinweisen.
Mit Filmen aus Mastbetrieben will man auf die Qualen der Tiere hinweisen.  © TAG24/Marco Schimpfhauser

Die Tiere werden geboren um zu leiden, kritisiert die Südamerikanerin, die inzwischen vollständig vegan lebt. "Haben sie schon mal versucht, in Argentinien ihrer Mutter zu sagen, dass sie kein Fleisch essen wollen? Das ist kein Spaß", erinnert sie sich lachend.

"Es ist leicht, die Augen zu verschließen, wenn man die Bilder nicht vorgesetzt bekommt", weiß Martin Müller. Er übernimmt das organisatorische der Ortsgruppe München, die regelmäßig am Stachus, Marienplatz oder Hauptbahnhof ihre - im Grunde - Mahnwache abhält.

"Wir roden den Regenwald, um Soja für die Nutztiere - ein Wort, das wir für unser Gewissen erfunden haben - anbauen zu können. Ein Bruchteil dieser Fläche würde als Nahrungsquelle für die Menschen ausreichen", erklärt Müller. Hinzu kommen die Kettenreaktionen für Umwelt und Klima.

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Etwa 80 bis 100 aktive Mitglieder hat die Ortsgruppe, knapp 850 ihre Facebook-Seite. Mehr als 190.000 folgen der Hauptgruppe auf Facebook. "Wir erleben immer wieder, dass die Menschen nicht realisieren, dass Tiere ebenso Gefühle und Emotionen haben, wie wir. Eine Kuh empfindet ebenso Freude und Trauer wie ein Hund. Aber nur bei einem akzeptieren wir das - das andere Tier muss leiden", argumentiert Aktivistin Mariela.

Martin Müller ergänzt: "Es ist schwer vorstellbar, aber viele Menschen glauben wirklich, dass die Tiere den Schmerz nicht spüren. Und dass es unser Recht ist, die Natur nach unserem Willen auszunutzen und zu manipulieren. Das erleben wir immer wieder." Darum gehen sie auf die Straße. In München als nächstes am Dienstag, 14. Januar, am Hauptbahnhof (ab 17 Uhr im Zwischengeschoss zwischen "Asia Gourmet" und Karstadt). Weltweit findet beinahe täglich ein solcher "Cube of Truth" statt (Eine Übersicht der Veranstaltungen findet Ihr >>hier).

Genauere Informationen zur Ortsgruppe München, ihre Termine und Tätigkeiten sind ebenfalls online, unter munich.animalrights.today, zu finden.

Titelfoto: TAG24/Marco Schimpfhauser

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