Probleme in der Baubranche: Darum dauert neuer Wohnraum so lange

München - Führende Vertreter der Baubranche haben überlange Wartezeiten auf Baugenehmigungen beklagt.

Es fehlen rund 700.000 Wohnungen in Deutschland. Dennoch liegen die Bauanträge viel zu lange herum.
Es fehlen rund 700.000 Wohnungen in Deutschland. Dennoch liegen die Bauanträge viel zu lange herum.  © Julian Stratenschulte/dpa

Die Bearbeitung eines Bauantrags dauere heute doppelt so lang wie der Bau an sich, sagte der Präsident der Bundesingenieurkammer, Heinrich Bökamp, am Montag bei der Eröffnung der internationalen Bau-Messe in München.

"Das ist für uns ein Megathema", sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (47, SPD) stellte Abhilfe durch mehr Digitalisierung in Aussicht.

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Bundesweit fehlen nach Branchenschätzungen annähernd 700.000 Wohnungen. Aber Bauanträge hingen teilweise so lange in den Ämtern, dass die Vorschriften bis zur Genehmigung schon wieder geändert worden seien, sagte die Braunschweiger Architektur-Professorin Elisabeth Endres.

Geywitz sagte, künftig sollten digitale Bauanträge in den Ämtern auch digital bearbeitet werden können.

Dann würden fehlende Unterlagen schon bei der Abgabe festgestellt und die Einhaltung vieler Vorschriften könnten vom Computer überprüft werden. "Das wollen wir dieses Jahr so ausrollen, dass es Realität wird in den Bauämtern", sagte die Bauministerin.

Mehr Wohnraum mit diesen Vorschriften schwerer umsetzbar

Zu lange hängen gelassen: Teilweise ändern sich vom Bauantrag bis zur Genehmigung die Vorschriften.
Zu lange hängen gelassen: Teilweise ändern sich vom Bauantrag bis zur Genehmigung die Vorschriften.  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Weitere Wege zu mehr Wohnraum sei die Umwidmung nicht mehr benötigter Büroflächen in Wohnungen und das Erstellen von Wohnhäusern in Serie.

Nach einer Studie der Strategieberatung EY-Parthenon und des BayWa-Konzerns, die vor der Messe präsentiert wurde, würde serielles Bauen den Planungsaufwand verringern, den Einkauf großer, günstigerer Materialmengen ermöglichen und so die Baukosten um 10 Prozent senken. Mit Verwendung industriell vorgefertigter Bauteile wäre die Ersparnis noch größer.

Hübner und Bökamp reagierten skeptisch. In der ehemaligen DDR seien Plattenbauten seriell saniert worden. Ein bis drei Prozent des Wohnungsneubaus erfolge seriell. "Aber das ist nicht die breite Masse", sagte Hübner.

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Um mehr Wohnraum zu schaffen, sollten die Vorschriften vereinfacht und die Verfahren beschleunigt werden.

Mit Blick auf die sinkende Zahl von Bauingenieur-Studenten in Deutschland verwies der Verbandschef Hübner auf Bewerbungen von Ingenieuren aus Südamerika, die Hürden und lange Wege überwinden müssten.

Ministerin Geywitz sagte, Lohndrückerei durch Zuwanderung könne nicht zugelassen werden, und die Anerkennung von Abschlüssen müsse geprüft werden.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

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