Taser statt Schusswaffe für Polizisten? Das spricht dagegen

Von Michael Donhauser

München - Die tödlichen Schüsse von Polizisten auf eine mutmaßliche Messerstecherin in München haben zu einer neuen Debatte über Polizeitaktik und den Einsatz von Elektroschockern bei der bayerischen Polizei geführt.

Nach tödlichen Schüssen von Polizisten auf eine Frau ist die Debatte um den Schusswaffengebrauch der Beamten erneut aufgeflammt. (Symbolbild)
Nach tödlichen Schüssen von Polizisten auf eine Frau ist die Debatte um den Schusswaffengebrauch der Beamten erneut aufgeflammt. (Symbolbild)  © Friso Gentsch/dpa

Die Deutsche Polizeigewerkschaft befürwortet den Einsatz der Geräte, auch für Streifenwagenbesatzungen, die in der Regel nur mit zwei Polizisten besetzt sind.

Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) hält einen Einsatz bisher nur in Viererteams mit spezieller Schutzausstattung für sinnvoll. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (55, CSU) will die Taser bei der Bundespolizei ganz neu einführen.

Die Polizei in Bayern verfüge derzeit über 230 solcher Geräte, sagte Herrmann. Sie würden ausschließlich in Viererteams eingesetzt, um gegebenenfalls Alternativen zum Einsatz eines Tasers zu haben.

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Herrmann stellte klar, dass der Taser nicht gänzlich den Schusswaffeneinsatz ersetzen könne. "In hoch brenzligen und lebensgefährlichen Situationen könnte der Taser keine Wirkung haben, beispielsweise wenn die Elektroden die Kleidung des Angreifers nicht durchdringen können", sagte der Minister.

Dazu komme, dass Täter etwa ein Messer nicht zwingend fallen ließen, weil durch den Tasereinsatz eine Muskelverkrampfung einsetze. "Ohne die besondere Schutzausstattung von Spezialeinheiten wäre es nicht möglich, den Täter zu entwaffnen", sagte Herrmann.

Debatte über Polizeitaktik: Taser kein "Allheilmittel"

Die Elektroden eines Tasers müssen durch die Kleidung gelangen, um wirksam zu sein. (Symbolbild)
Die Elektroden eines Tasers müssen durch die Kleidung gelangen, um wirksam zu sein. (Symbolbild)  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Der Innenexperte der Grünen im bayerischen Landtag, Florian Siekmann, warnte ebenfalls vor einer zu großen Hoffnung in Sachen Elektroschocker, im Fachjargon DEIG genannt ("Distanz-Elektroimpulsgerät"). Der Einsatz von Tasern sei kein Allheilmittel. Die Geräte seien etwa unwirksam, wenn die Zielperson dicke Winterkleidung trage.

Es sei auch fraglich, ob Streifenpolizisten nicht überfordert wären, da auch eine zusätzliche Ausbildung mit den Geräten notwendig sei.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) schlägt vor, jeden Streifenwagen mit einem solchen Gerät auszustatten, sodass einer der Beamten im Fall der Fälle damit vorgehen könne. Der andere stehe weiterhin mit der Schusswaffe bereit, falls der Taser nicht die gewünschte Wirkung zeige.

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"In einer Situation, in der sich ein Zeitfenster ergibt und die Beamten bis auf sieben, acht Meter ans Geschehen herankommen, könnten sich Möglichkeiten ergeben", sagte Köhnlein. In solchen Situationen könnten die Taser den Einsatz von Schusswaffen unter Umständen ersetzen.

Er sprach von einem Fenster, das zwischen dem Einsatz von Schlagstöcken und dem von Schusswaffen entstehe. Die Entwaffnung von Messerangreifern sei in der Regel mit dem Einsatz von Schlagstöcken nicht möglich.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

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