Randale in Dortmund: Polizisten mit Kloschüsseln angegriffen

Dortmund/Berlin - Mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit hat sich Hertha einen "nicht unverdienten Punkt" bei Spitzenreiter Borussia Dortmund gesichert. Doch über das Spiel redet am Tag danach fast niemand. Die Partie ist von Ausschreitungen überschattet worden (TAG24 berichtete).

Hertha-Fans prügelten sich mit Polizisten in Dortmund.
Hertha-Fans prügelten sich mit Polizisten in Dortmund.  © DPA

Schon vor der Partie haben Hertha-Fans im Gästeblock Pyro gezündet. Als die Polizei schließlich die Blockfahne der Ultragruppe "Hauptstadtmafia" konfiszierte, eskalierte die Situation.

Vor dem Gästeblock kommt es zu wüsten Szenen. Circa 100 Fans sprangen über den Zaun und attackierten die Polizisten. Dabei kamen auch abgebrochene Fahnenstangen zum Einsatz. Auch Pyro soll auf die Polizisten geworfen worden sein.

Die Polizei ihrerseits reagierte mit Schlagstöcken und dem Einsatz von Pfefferspray. Mitte der ersten Halbzeit beruhigt sich die Situation. Doch in der Pause geht es weiter. Die Chaoten verließen den Block, zerlegten die Toiletten und bewaffneten sich mit Kloschüsseln, abgetretenen Toilettentüren und abgebrochenen Fahnenstangen. Auch Absperrgitter wurden in Richtung der Einsatzkräfte geworfen.

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Die Bilanz des Nachmittags: 45 Verletzte. Laut Polizeibericht beklagten sich zehn Unbeteiligte nach dem Abbrennen von Pyrotechnik über Atemwegsbeschwerden. 35 mussten wegen des Einsatzes von Pfefferspray behandelt werden.

Zwei sanitäre Anlagen wurden von den Hertha-Fans komplett zerstört.
Zwei sanitäre Anlagen wurden von den Hertha-Fans komplett zerstört.  © Polizei Dortmund

Schon nach dem Spiel sprach Herthas Manager Michael Preetz in der Sportschau von einer "Katastrophe". "Es liegt auch in unserem Interesse, die Täter schnell zu identifizieren", erklärte ein Vereinssprecher am Sonntag.

"Wir werden die Ereignisse sowohl vereinsintern als auch die Gründe für den Polizeieinsatz mit den Ordnungskräften analysieren", hatten die Berliner schon zuvor in einer offiziellen Stellungnahme betont. "Gewaltszenen gegenüber der Polizei" seien "nicht hinnehmbar".

Auch Hertha-Trainer Pal Dardai sprach am Tag danach von einer "sehr gefährlichen Sache", die den Club belastet. "Gewalt gehört nicht ins Stadion. Es geht um alle Fans, es geht um Fußball" sagte der Ungar. Bereits das Zünden von Pyrotechnik sei eine "sehr grenzwertige Sache", betonte Dardai: "Das darf man nicht machen. Wenn sie sich selbst anzünden, ist es ihre eigene Sache. Aber es gehen auch Kinder in die Stadion und viele Familien."

Derweil sehen die Fanhilfen beider Vereine in einer gemeinsamen Stellungnahme die Schuld bei der Polizei. Demnach hat die Beschlagnahmung der Zaunfahne eine Gewalteskalation herbeigeführt. Zudem haben sie den Einsatz von Pfefferspray scharf kritisiert. "Statt mögliches Fehlverhalten im Nachgang durch die hochgelobte Kameratechnik zu verfolgen, wird von der Polizeiführung ein vollkommen überzogener Einsatz veranlasst", heißt es in der Erklärung.

Die Polizei wiederum vermutete, dass die Fans im Schutz der Blockfahne weiter unerkannt Pyrotechnik zünden.

Blaue Rauchschwaden aus dem Hertha-Block wabern durch den Dortmunder Signal Iduna Park.
Blaue Rauchschwaden aus dem Hertha-Block wabern durch den Dortmunder Signal Iduna Park.  © dpa/Bernd Thissen

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