Rapper-Gang gegen Box-Clan! Richter muss Zoff im Amtsgericht stoppen: "Sind hier nicht in der Bronx!"

Dresden - Freunde werden sie wohl nicht mehr: Mustafa K. (25), enger Freund der KMN-Gang und Boxer Samir N. (38). Beide trafen am Mittwoch notgedrungen am Amtsgericht Dresden aufeinander. Und zofften sich schon am Eingang, bis der Justizwachtmeister dazwischen ging.

Schon vor dem Prozess ging es am Eingang des Amtsgerichts in Dresden rund zwischen den Streithähnen.
Schon vor dem Prozess ging es am Eingang des Amtsgerichts in Dresden rund zwischen den Streithähnen.  © privat

Mustafa soll im Streit Samir mit einer Eisenstange angegriffen haben, muss sich jetzt als Angeklagter am Gericht verantworten.

Im August 2018 soll es zu dem Knatsch in einem Café an der St. Petersburger Straße gekommen sein. Acht Männer waren aufeinander losgegangen. Dabei soll, so die Anklage, Mustafa mit einer Eisenstange auf den Schwergewichtspreisboxer losgegangen sein. Samir konnte ausweichen, ihm passierte nichts. Er wehrte sich aber...

Als die Beamten am Tatort vorfuhren, fanden sie Mustafa mit schweren weiteren Verletzungen am Kopf. "Er lag danach im Koma, es war unklar ob er überlebt", so seine Anwältin Katja Reichel. "Er wurde im Verfahren immer als Geschädigter geführt, plötzlich ist er der Angeklagte."

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Entsprechend unterschiedlich reagierten die verschiedenen "Lager" darauf. Und so war klar, dass sich beide Seiten bei Gericht nicht freundlich gesinnt begegnen.

Amtsgericht Dresden: Schon am Eingang gibt es Zoff

Noch vorm Prozess gab es am Eingang Provokationen, standen sich plötzlich Samir und Mustafa Auge in Auge gegenüber. Bis der Wachmann die Streithähne trennte.

Der zuständige Richter Thomas Hassel, nahm es gelassen und souverän: "Leute, jetzt chillt doch mal!", rief er den Anwesenden im Saal zu. "Wir sind hier nicht in der Bronx." Sofort herrschte Ruhe.

Der Fall aus dem Café an der St. Petersburger Straße ist allerdings nicht der einzige Vorwurf gegen Mustafa. Er soll außerdem Polizisten beleidigt und einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes, der ihm ein Knöllchen ans Auto geklemmt hatte, angefahren und am Knie verletzt haben. Urteil folgt.

Unterschiedliche Beobachtungen bringen keine neuen Erkenntnisse

Mustafa K. mit seiner Anwältin Katja Reichel.
Mustafa K. mit seiner Anwältin Katja Reichel.  © Peter Schulze

Update, 13.30 Uhr:

Inzwischen wurde im Prozess Samir N. (38) gehört. Der Inhaber des Cafés, der bis letztes Jahr aktiv boxte, erklärte: "Ich kenne den Angeklagten. Er kam mit seinem Mercedes zu schnell vorgefahren. Ich bat ihn, langsamer zu fahren. Plötzlich stieg er aus, rief ‚Du wirst schon sehen’, kam mit einer Machete auf mich zu. Seine Leute hielten ihn zurück." Kurz darauf habe Mustafa mit der Eisenstange vor ihm gestanden. "Ich habe mich nur gewehrt."

Auch gegen den Boxer liegt eine Anklage vor, weil er dem Angreifer die Stange entrissen und seinerseits geschlagen haben soll. Immerhin wurde Mustafa K. schwer verletzt, lag im Koma. "Aber ich gehe von Freispruch wegen Notwehr aus", konstatierte denn auch der Anwalt des Boxers.

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Um der Wahrheit um die Schlägerei näher zu kommen, hörte das Gericht auch unbeteiligte Zeugen an. Unterschiedlicher können Beobachtungen kaum sein: Laut Anklage fuhren seinerzeit ein roter BMW und ein weißer Mercedes vor. Viele Zeuge sahen nur einen Benz. Mal besetzt mit zwei, mal mit vier Personen. Und die Zuordnung von Opfern und Tätern scheiterte fast gänzlich.

Immerhin wurde ein mögliches Motiv sichtbar. Offenbar wollte der KMN-Trupp in unmittelbarer Nachbarschaft des Cafés von Samir N. eine Bar eröffnen, was beim Clan um den Boxer nicht auf Gegenliebe gestoßen sein soll. Samir N. erklärte allerdings dazu sofort: "Davon weiß ich nichts. Das spielt auch keine Rolle."

Der Prozess wird fortgesetzt.

Nebenkläger Samir.
Nebenkläger Samir.  © Peter Schulze

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