Keiner hat sich so für diesen Stadtteil eingesetzt wie er: Mister Gorbitz macht Schluss mit der Platte

Dresden - Kaum ein Dresdner hat so viel Engagement und Herzblut in seinen Stadtteil gelegt, wie Mathias Körner (41) für Gorbitz. Seit 2006 kämpfte er um den Ruf des Plattenviertels, den Denkmalschutz, mit seiner Bürgerinitiative für sozialen Zusammenhalt. Doch plötzlich ist Schluss: "Mister Gorbitz" bricht mit seiner Platte.

Nimmt seinen Hut: Mathias Körner alias Mister Gorbitz kehrt "seinem" Viertel den Rücken.
Nimmt seinen Hut: Mathias Körner alias Mister Gorbitz kehrt "seinem" Viertel den Rücken.  © Petra Hornig

Radikaler könnte ein Abschied kaum sein. Die Plattenwohnung (Harthaer Straße) gekündigt, seine Gorbitzer Bürgerinitiative (Gobi) aufgelöst. "Ich verlasse Gorbitz", sagt Körner.

Viele Anwohner können das gar nicht glauben, sind schockiert. Denn seit seinem Einzug 2006 hatte der gebürtige Teterower (Mecklenburg-Vorpommern) viel bewegt, wurde dafür sogar vom Freistaat geehrt.

"Als ich in Gorbitz ankam, beschäftigte ich mit der Geschichte des Viertels, sammelte spannendes Wissen, traf Architekten, Künstler. Und bemerkte, dass die Vorurteile Quatsch sind. Von wegen alles sieht gleich aus, grau, keine Bäume", erklärt Körner die Anfänge seines Schaffensdranges.

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Er teilte seine Erkenntnisse im "Platten-Blatt", schrieb ein Buch ("Gorbitzer Höhenpromenade: Dresdens vergessener Schatz"), gründete die Gobi, kämpfte für den Denkmalschutz, wurde Ortsbeirat.

Mathias Körner schließt Rückkehr aus

Dank Körners Einsatz ist diese typische DDR-Plattenfassade am Leutewitzer Ring heute denkmalgeschützt.
Dank Körners Einsatz ist diese typische DDR-Plattenfassade am Leutewitzer Ring heute denkmalgeschützt.  © Norbert Neumann

Der Rettungssanitäter leitete Führungen durchs Viertel, Podiumsdiskussionen, richtete sogar ein Museum in seiner Wohnung ein. Sein Ziel: "Ich wollte die Geschichte erhalten, wichtige Bauten bewahren. Wegen der Sanierung war Gorbitz dabei, seine Identität zu verlieren." Über die Jahre konnte er zahlreiche Projekte umsetzen (siehe Kasten).

Auslöser für den Rückzug die Stadtratswahl: Körner scheiterte als SPD-Kandidat knapp. "Stattdessen wurden Leute gewählt, die weder in Gorbitz leben, noch hier präsent sind", so Körner nachdenklich.

"Nach so einem langen Dienst für Gorbitz wird es auch Zeit für etwas Neues." Sein Glück will er auf einem Bauernhof im Umland finden, nur letzte Gorbitz-Projekte beenden.

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"Ich kehre auch nicht zurück Das würde mich nur verleiten, wieder aktiv zu werden, Dinge zu ändern."

Die Verdienste des Platten-Liebhabers

Der Wahl-Gorbitzer richtete mehrere Kräutergärten ein, die bis heute gedeihen.
Der Wahl-Gorbitzer richtete mehrere Kräutergärten ein, die bis heute gedeihen.  © Jörn Haufe

Auch wenn sich Mathias Körner aus Gorbitz zurückzieht - sein Schaffen und Einsatz für Denkmalschutz bleibt für die "Ewigkeit".

  • Er richtete "Geschichtsgärten" ein, mit denen auch an alte Begriffe erinnert werden soll, etwa 2010 einen “Kräutergarten der Bauarbeiter”. Auf ehemals leeren Beeten gedeihen bis heute Minze, Basilikum und Rosmarin.
  • Am Merianplatz können Sie noch heute über eine DDR-Treppe speziellen Handläufen folgen, eine Plastik-Parkbank bestaunen und Abfall in einem Waschbeton-Mülleimer entsorgen.
  • 2018 wurden die Platten-Fassade am Leutewitzer Ring 31, der Gorbitzer Krug (inklusive Leuchtreklame), Märchenbrunnen, das Wandbild am Club Passage und die Gorbitzer Kirche unter Denkmalschutz gestellt.
  • Wohnzimmer im DDR-Stil, Teile einer WBS70-Platte und sogar ein originales Stadtteilmodell: In seiner eigenen Wohnung richtete Körner ein Gorbitz-Museum ein.
Gäste durften sogar seine Toilette nutzen: Mister Gorbitz lud zum Museums-Besuch in die eigene Wohnung ein.
Gäste durften sogar seine Toilette nutzen: Mister Gorbitz lud zum Museums-Besuch in die eigene Wohnung ein.  © Eric Münch

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