Während er mal kurz musste: Vonovia ließ Auto von krankem Mieter abschleppen

Dresden - Da er nicht schwer tragen darf, fuhr der schwerbehinderte Vonovia-Mieter Thomas Herzog (63) mit seinem Einkauf im Auto in den Hinterhof. Gesundheitsbedingt musste er unverhofft aufs Klo. Kurz darauf war sein Wagen weg - innerhalb weniger Minuten abgeschleppt.

Hier ließ Vonovia-Mieter Thomas Herzog (63) seinen Wagen kurz stehen, weil er aufs Klo musste. Kurz darauf wurde das Auto abgeschleppt.
Hier ließ Vonovia-Mieter Thomas Herzog (63) seinen Wagen kurz stehen, weil er aufs Klo musste. Kurz darauf wurde das Auto abgeschleppt.  © Ove Landgraf

Herzog leidet an Arthrose und einem Narbenbruch. Diese Schwellung der Bauchwand führt zu stechenden und belastungsabhängigen Schmerzen. Darum fuhr Herzog bis an die Hintertür des Mehrfamilienhauses an der Schandauer Straße (Striesen) heran.

Auf dem Vonovia-Gelände gilt Parkverbot, Schilder warnen vor der Abschlepp-Gefahr. "Ich darf nichts Schweres heben, wollte meine Einkaufstüte nur im Keller abstellen. Damit sie meine Tochter später hochbringen kann", so Herzog. "Plötzlich musste ich wegen meines Leidens aufs Klo."

Keine zehn Minuten nach Abstellens des Wagens, schildert Herzog, warnte die Nachbarin: "Die schleppen dein Auto ab!" Herzogs Frau Petra (61) eilte auf den Balkon: "Bitte warten Sie, mein Mann ist krank und kommt sofort", rief sie zum Abschlepper.

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"Aber der ist einfach wortlos mit unserem Wagen weg." Kosten: 314 Euro (269 Euro Gebühr zuzüglich 45 Euro Radrollereinsatz).

TAG24 fragte bei Vonovia nach

Er droht auf der Abschlepp-Rechnung in Höhe von 314 Euro sitzen zu bleiben.
Er droht auf der Abschlepp-Rechnung in Höhe von 314 Euro sitzen zu bleiben.  © Ove Landgraf

Die Herzogs versuchten die Ausnahme-Situation mit Vonovia zu klären. Der Immobilienriese sieht laut Antwortschreiben "die Sicherheit unserer Mieter erheblich gefährdet, wenn Rettungswege und Feuerwehrzufahrten zugeparkt werden", lässt darum "konsequent abschleppen".

Aber: "Es war genug Platz für Rettungsdienste", betont Herzog. Und: "Der Abschlepper muss vor Ort gelauert haben. Anders ist es kaum erklärbar, dass er so schnell da war. Für uns ist das Abzocke."

Vonovia hat laut Sprecher Matthias Wulff (43) zwei Abschleppunternehmen für Dresden (38.200 Wohnungen) vertraglich gebunden. Herzogs Wagen schleppte die MD-Automobile Dresden OHG ab. Die Firma ließ eine Anfrage unbeantwortet.

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Inhaberin Manuela Dathe (39) vom zweitem Abschleppdienst D&S: "Wir liegen nirgends auf der Lauer, handeln nur auf Bestellung." Weder bezahle man dafür, für Vonovia abschleppen zu dürfen. Noch erhalte Vonovia Geld für abgeschleppte Fahrzeuge.

Auf TAG24-Nachfrage räumte Vonovia ein, dass der spezielle Fall Herzog unglücklich gelaufen sei - will jetzt einen Kompromiss mit dem Mieter suchen.

Der Mieter ist schwer krank, fuhr darum so nahe an die Wohnung heran.
Der Mieter ist schwer krank, fuhr darum so nahe an die Wohnung heran.  © Ove Landgraf
Die MD-Automobile Dresden OHG schleppte den Wagen an ihre Verwahrstelle an der Tharandter Straße ab.
Die MD-Automobile Dresden OHG schleppte den Wagen an ihre Verwahrstelle an der Tharandter Straße ab.  © Christian Juppe

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