Dresden, wie hast Du Dich verändert: So sah Sachsens Hauptstadt einst aus

Dresden - Einzigartiger Fotoschatz für Dresden!

Am Montag eröffnet Jörg Schöners (75) Ausstellung im Stadtarchiv.
Am Montag eröffnet Jörg Schöners (75) Ausstellung im Stadtarchiv.  © Thomas Türpe

Das Stadtarchiv ist um 32.000 Aufnahmen reicher, die auch seltene Einblicke in ruinöse bedeutende Bauten vor und während ihres Wiederaufbaus zur Nachwendezeit zeigen. Die Bilder fertigte Fotograf Jörg Schöner (75), der für den Freistaat Bauvorhaben hautnah begleiten durfte.

Seit den 90er-Jahren war der Dresdner Fotograf in seiner Heimatstadt unterwegs, dokumentierte zwei Jahrzehnte lang zahlreiche Bauvorhaben vor allem in der Innenstadt.

Mit Luftbildaufnahmen hielt er den Wiederaufbau und Wandel der Stadt fest. "Ein schönes Foto ist für mich eine Aufnahme, an der man sich nicht sattsehen kann und aus der man gleichzeitig auch etwas lernen kann", sagt Schöner.

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Der Dresdner wuchs in Blasewitz auf, seine Mutter war Fotografin. "Ich bin quasi in der Dunkelkammer groß geworden", sagt Schöner. Er fotografiert freiberuflich seit 1974 bis heute, arbeitet aktuell an einer Stadtdokumentation in Görlitz.

Nun überlässt er sein fotografisches Lebenswerk der Stadt, die daraus 50 Aufnahmen öffentlich zeigt. Die Ausstellung "Jörg Schöner - Fotografie" ist ab Montag, 19 Uhr (Vernissage), bis Ende Januar im Stadtarchiv zu sehen. Eintritt frei. Seht hier einige seiner schönsten Motive und die Geschichten dahinter...

Frauenkirche

Jörg Schöner lichtete die Frauenkirche in verschiedenen Stadien ab.
Jörg Schöner lichtete die Frauenkirche in verschiedenen Stadien ab.  © Jörg Schöner

"Für mich war das ein riesiges Glück, ein Jahrhundertauftrag."

19 Fotografen hatten sich 1992 beim Landeskirchenamt beworben. Schöner bot als Einziger eine digitale Dokumentation an, nutzte dafür ein Fernsehgerät mit einem CD-Spieler, auf dem Bilder waren, erhielt den Auftrag.

"Ich war jede Woche auf der Baustelle, arbeitete dafür teils bis 18 Stunden täglich. Es waren zwölf unglaublich spannende Jahre."

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Herausgekommen sind dabei rund 7000 Aufnahmen. Die abgebildeten Fotos machte Schöner vom Dach des Kulturpalastes.

Die Aufnahme von 1994 zeigt die letzten Abtragungs-Arbeiten des Trümmerbergs. 2009 fotografierte Schöner Dresdens prächtiges Wahrzeichen aus gleicher Perspektive.

Taschenbergpalais

Taschenbergpalais früher und heute.
Taschenbergpalais früher und heute.  © Jörg Schöner

Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört, lag das barocke Taschenbergpalais fast ein halbes Jahrhundert lang in Trümmern. Der Wiederaufbau 1992 war spektakulär.

"Die Südwand wurde in Eisenträger gespannt, dann untergraben. Eine Betondecke wurde eingezogen, da eine Tiefgarage gewünscht war. So konnte man dann zeitgleich nach oben und nach unten bauen."

Auch im Umgang mit den "Wessis" war es Schöners große Lehrbaustelle: "Für Gespräche lud ich die Investoren in mein Haus nach Blasewitz ein. Das sei überhaupt nicht üblich, lehnten sie ab. Ich bestand aber darauf und schließlich kamen sie doch zu mir."

1995 feierte das Kempinski-Hotel Taschenbergpalais als einziges 5-Sterne-Hotel in Sachsen Wiedereröffnung, zählt bis heute zu Dresdens nobelsten Adressen.

Heeresbäckerei

Heeresbrotfabrik: Einst grau und trist, heute hell und warm.
Heeresbrotfabrik: Einst grau und trist, heute hell und warm.  © Jörg Schöner

1993 fotografierte Schöner die Heeresbrotfabrik. In dem Gebäude war einst das Korn- und Mehllager.

Es diente mit weiteren Gebäuden in der Albertstadt der Versorgung des Heeres, wurde später zu DDR-Zeiten von den Sowjets genutzt.

"Nachdem die Russen das Gelände 1992 verlassen hatten, war alles wüst und kaputt." Schöner erhielt Zugang zum verschlossenen Gelände, sollte für den Freistaat die ehemaligen GUS-Liegenschaften dokumentieren.

1999 zog nach der schrittweisen Sanierung des denkmalgeschützten Areals das Stadtarchiv ein. Anstelle von Mehl lagern hier heute historische Dokumente und Archivalien - und nun auch Schöners Foto-Ausstellung.

Luftbild Innenstadt

Restaurationsarbeiten im Schloss dauern bis heute an.
Restaurationsarbeiten im Schloss dauern bis heute an.  © Jörg Schöner

Für seine ersten Luftbildaufnahmen der Stadt mietete sich Schöner 1992 einen Hubschrauber in Kesselsdorf auf eigene Kosten (750 DM pro Stunde), ließ sich über die Innenstadt fliegen.

Seine Aufnahme zeigt das Schloss teils noch ohne Dach. Die Spitze des Hausmannsturms ist eingerüstet, wurde gerade erst wieder aufgesetzt.

Die langjährigen Wiederaufbau- und Restaurationsarbeiten im Schloss dauern bis heute an. Rechts im Bild der heutige Landtag noch ohne den Neubau an der Elbseite.

Bis 2011 fertigte Schöner Tausende Luftbildaufnahmen an, hielt so den Wandel Dresdens fest.

Kunsthalle im Lipsiusbau

Lipsiusbau: Einst heruntergekommen, heute schick.
Lipsiusbau: Einst heruntergekommen, heute schick.  © Jörg Schöner

Als Schöner 1992 das Ausstellungsgebäude des ehemaligen Sächsischen Kunstvereins betrat, sah er "ein 40 Jahre nicht gepflegtes und genutztes Gebäude".

Mit seiner schweren Kameraausrüstung (15 Kilo) kletterte und hangelte er über marode Kanten und alte Feuerleitern, um fotografieren zu können.

"Das war abenteuerlich, heutzutage wäre so was gar nicht mehr möglich."

Heute wird der Raum im Lipsiusbau von den Staatlichen Kunstsammlungen für Ausstellungen genutzt.

1985 dokumentierte Fotograf Jörg Schöner die Schlusssteine am Deckengewölbe der Peterskirche Görlitz.
1985 dokumentierte Fotograf Jörg Schöner die Schlusssteine am Deckengewölbe der Peterskirche Görlitz.  © privat

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