Historisch einmaliges Areal am Zwinger: Holt sich Dresden "Herzogin Garten" zurück?

Dresden - Jahrhundertelang zählte der Herzogin Garten neben dem Zwinger zum Schatz des Dresdner Hofes. Nach dem Krieg dämmerte er mehr als 70 Jahre als Brache mit der Orangerie-Ruine vor sich hin, ehe Investor Reinhard Saal (68) vor sechs Jahren das prominente Grundstück kaufte.

Der Herzogin Garten wurde nach historischem Vorbild wieder hergerichtet.
Der Herzogin Garten wurde nach historischem Vorbild wieder hergerichtet.  © Eric Münch

Er setzte einen mächtigen Wohnungsriegel darauf, baute die Orangerie in verkürzter Form wieder auf und legte einen Park an. Jetzt stellt Saal das Ensemble aus Orangerie und "Garten" zum Verkauf. Kann Dresden diese Chance nutzen?

Schon früh hatten Historiker und Fachleute gewarnt: Der Neubau könnte den Park auf geschichtsträchtigem Grund zum "Vorgarten" einer Wohnanlage verkommen lassen.

Nach zähen Verhandlungen sagte Investor Saal zu: Der in Anlehnung an "Herzogin Garten" angelegte Park wird - wie im Bebauungsplan vorgeschrieben - öffentlich zugänglich werden. Was nichts daran änderte, dass die einstige höfische Anlage nun in privater Hand ist.

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Auch um die wiedererrichtete Orangerie (das letzte Zeugnis von Hofbaumeister Otto von Wolframsdorf) gab's lange ein zähes Ringen. Experten forderten eine öffentliche Nutzung des bedeutenden Baus.

Saal zeigte sich zunächst gesprächsbereit - am Ende errichtete er darin dann doch nur Wohnungen. Das Ensemble schien für die Öffentlichkeit endgültig verloren.

Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (42, Grüne).
Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (42, Grüne).  © Thomas Türpe

Doch nun bekommt Dresden eine zweite Chance. Nach Streitigkeiten um die versagte Genehmigung für einen Neubau neben dem Zwinger verlässt Investor Saal offenbar die Stadt. Seine Laubegaster Werft hat er bereits verkauft (TAG24 berichtete).

Nun steht auch an der Orangerie eine große Verkaufstafel: Zwölf Wohnungen, ab einem Preis von einer knappen halben Million Euro. Den Park aber will Saal laut DNN-Bericht zum Preis von einem Euro abgeben.

Im Rathaus schein man die Gelegenheit erkannt zu haben, zumindest den Herzogin-Garten-Park zurückzubekommen. "Ich werde Herrn Saal, der sich mit anspruchsvollen Vorhaben in Dresden engagiert hat, kurzfristig zu einem Gespräch einladen", so Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (42, Grüne).

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Ex-Landeskonservator Gerhard Glaser (82) sieht gar den Freistaat am Zug: "Ich halte es für eine gute Idee, würde Sachsen diese für die Landesgeschichte so wichtige Fläche zurückerwerben". Vom zuständigen Finanzministerium gab's gestern keine Stellungnahme.

Übrigens: Nach dem Werft-Verkauf in Laubegast hat der neue Besitzer Sven Spielvogel (44) am Mittwoch erklärt: "Der Erhalt des von der Dampfschiffahrt genutzten industriellen Kerns ist uns wichtig, denn Dresden ohne Elbdampfer ist wie Berlin ohne Fernsehturm."

Eine prägende Persönlichkeit für die Denkmalpflege in Sachsen: Professor Gerhard Glaser (82).
Eine prägende Persönlichkeit für die Denkmalpflege in Sachsen: Professor Gerhard Glaser (82).  © Petra Hornig
Reinhard Saal (68, r.) mit seinem damaligen Projektentwickler Gottfried Schaaf.
Reinhard Saal (68, r.) mit seinem damaligen Projektentwickler Gottfried Schaaf.  © Steffen Unger
Kunstvoller Zaun und Orangerie: So sah "An der Herzogin Garten", wie die Anlage korrekt heißt, um 1910 aus. Der "Garten" war seit 1535 im Besitz des Dresdner Hofes.
Kunstvoller Zaun und Orangerie: So sah "An der Herzogin Garten", wie die Anlage korrekt heißt, um 1910 aus. Der "Garten" war seit 1535 im Besitz des Dresdner Hofes.  © Sammlung Holger Naumann

Titelfoto: Eric Münch, Thomas Türpe, Sammlung Holger Naumann

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