Inselstaat verschwindet: Immer mehr Einheimische beantragen Klima-Asyl

Tuvalu - Angesichts der fortschreitenden Erderwärmung haben bereits fast ein Drittel der Bewohner des pazifischen Inselstaats Tuvalu die neue Möglichkeit genutzt, Klima-Asyl in Australien zu beantragen.

Funafuti, die Hauptinsel des Nationalstaates Tuvalu.
Funafuti, die Hauptinsel des Nationalstaates Tuvalu.  © Alastair Grant/AP/dpa

Seit dem Start des neuen Aufnahmeprogramms vergangene Woche stellten 3125 Bürger von Tuvalu einen entsprechenden Antrag, wie die Nachrichtenagentur AFP exklusiv von den australischen Behörden erfuhr.

Dies ist fast ein Drittel der gut 10.000 Einwohner des Inselstaates.

Tuvalu gehört zu den am stärksten durch den Klimawandel bedrohten Gebieten der Welt. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern dürfte der Inselstaat wegen des steigenden Meeresspiegels innerhalb der kommenden 80 Jahre unbewohnbar werden. Zwei der neun Korallenatolle von Tuvalu sind bereits weitgehend überflutet.

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Australien bietet Tuvalus Bewohnern daher Klima-Asyl an. Im November 2023 hatten beide Staaten dazu ein wegweisendes Abkommen vorgestellt, dass den Inselbewohnern Freizügigkeit sowie die Unterstützung Australiens bei Naturkatastrophen einräumt.

2024 trat das Abkommen zur sogenannten Falepili-Union in Kraft, mit dem sich Australien verpflichtet, Tuvalu vor Naturkatastrophen, Pandemien sowie militärischen Angriffen zu schützen. Pro Jahr vergibt Australien nun Klima-Visa an 280 Menschen aus Tuvalu.

Kinder spielen im Januar 2014 auf einem vom Meerwasser überfluteten Platz in Funafuti.
Kinder spielen im Januar 2014 auf einem vom Meerwasser überfluteten Platz in Funafuti.  © kyodo/dpa

Australiens Klima-Visum erntet gleichermaßen Lob und Kritik

Wasser, das aus dem felsigen Boden quillt, bildet einen neuen See im Zentrum der Insel Amatuku.
Wasser, das aus dem felsigen Boden quillt, bildet einen neuen See im Zentrum der Insel Amatuku.  © TORSTEN BLACKWOOD / AFP

"Australien erkennt die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels auf Existenzen, Sicherheit und Wohlergehen von Menschen von klimaanfälligen Ländern und Menschen, insbesondere in der Pazifikregion, an", erklärte das Außenministerium in Canberra gegenüber AFP.

Das Abkommen zum Klima-Asyl für Tuvalus Bürger sei "die erste Vereinbarung dieser Art auf der ganzen Welt" und biete die Möglichkeit "für Mobilität mit Würde, während sich die Klimaauswirkungen verschlimmern".

Die Registrierung für das Klima-Visum kostet 25 australische Dollar (14 Euro) pro Person. Der Antragszeitraum endet am 18. Juli. Laut einer Volkszählung hatte Tuvalu 2022 10.643 Einwohner.

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Australiens Klima-Visa-Programm für Tuvalu hat viel Lob erfahren. Zugleich besteht die Sorge, dass der kleine Inselstaat dadurch schnell seine jungen und hoch qualifizierten Bürger verliert.

Außerdem muss sich Australien den Vorwurf gefallen lassen, dass seine wirtschaftliche Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zum Klimawandel beiträgt, während seine Pazifik-Nachbarn bereits mit massiven wirtschaftlichen und sozialen Kosten der Erderwärmung zu kämpfen haben.

Titelfoto: TORSTEN BLACKWOOD / AFP

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