Leipzigs Zoo-Doc Andreas Bernhard erklärt: So operierten wir den kleinen Elefanten

Leipzig - Der kleine Elefantenbulle im Leipziger Zoo hat seine Nabelbruch-OP gut überstanden (TAG24 berichtete). Doch wie operiert man eigentlich einen Elefanten? TAG24 hat sich das mal von Zoo-Tierarzt Dr. Andreas Bernhard (56) erklären lassen.

Nach der Nabelbruch-Operation bereiten Zootierarzt Dr. Andreas Bernhard (l.) und Bereichsleiter Thomas Günther das Aufwachen vor.
Nach der Nabelbruch-Operation bereiten Zootierarzt Dr. Andreas Bernhard (l.) und Bereichsleiter Thomas Günther das Aufwachen vor.  © Zoo Leipzig

Beim Menschen ist er gar nicht so selten: Rund zehn Prozent aller Säuglinge kommen mit einem Nabelbruch zur Welt. Durch eine Schwachstelle im Bindegewebe ist die Bauchwand im Nabelbereich aufgebrochen - zu erkennen an einer sackförmigen Ausstülpung.

Auch der kleine Elefant kam mit solch einem "Bruchsack" zur Welt. "Ein Nabelbruch ist bei allen Säugetieren vergleichbar", erklärt Zoo-Tierarzt Dr. Bernhard. Richtig gefährlich wird das nur, wenn Darmschlingen in der Bruchspalte eingeklemmt sind.

Damit das nicht passiert, hat sich der Zoo zu einer schnellen Operation entschlossen. Zunächst musste aber abgewartet werden, bis der mit Ersatzmilch aufgezogene Minifant das für die Narkose erforderliche Körpergewicht von 140 Kilo erreicht hatte. Gemeinsam mit der erfahrenen Pferde-Chirurgin Dr. Doreen Scharner (52) von der Leipziger Uni-Tierklinik schritt der Zoo-Doc dann am Dienstag zur Tat.

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Dem Elefantenbaby wurde durch den Rüssel ein Narkosemittel intubiert. Die richtige Dosierung herauszufinden, sei eine der größten Herausforderung gewesen, so Bernhard.

Für ihn war es auch Neuland: Zoo-Tierarzt Dr. Andreas Bernhard operierte den Elefant gemeinsam mit einer Pferde-Chirurgin der Uni-Tierklinik Leipzig.
Für ihn war es auch Neuland: Zoo-Tierarzt Dr. Andreas Bernhard operierte den Elefant gemeinsam mit einer Pferde-Chirurgin der Uni-Tierklinik Leipzig.  © Zoo Leipzig, Kerstin Kummer p.p.

Der schlummernde Elefant wurde dann in die Zoo-Tierklinik gefahren. Mit einem Skalpell wurden dort im Bruchbereich von der Oberhaut bis zu den Faszien mehrere Gewebeschichten der Bauchwand aufgeschnitten. Bernhard: "Anschließend wurden die Dünndarmteile und die Bauchfellanteile in den Bauchraum zurückverlagert." Der vom Bauchfell begrenzte innere Bruchsack durfte dabei nicht verletzt werden.

"Anschließend wurden die verschiedenen Gewebeschichten vernäht, um die Bruchpforte zu verschließen", berichtet Zoo-Doc Bernhard. Danach bekam der Patient ein Aufwachmittel. Die Elefanten-OP gleicht mithin der konservativen Nabelbruch-OP beim Menschen.

Inzwischen tollt der kleine Elefant wieder durchs Gehege. Narkose und Eingriff hat er gut überstanden. Bis die Operationswunde abgeheilt und alles gut zusammengewachsen ist, wird es jedoch noch einige Wochen dauern.

"Wichtig ist, dass die Wunde gut abheilt, damit die Bauchdecke das zunehmende Gewicht des heranwachsenden Elefantenbullen hält", so Bernhard.

Törööö - am Tag nach der OP tollt der kleine Elefant wieder durchs Gehege. Nun muss die Wunde noch gut abheilen.
Törööö - am Tag nach der OP tollt der kleine Elefant wieder durchs Gehege. Nun muss die Wunde noch gut abheilen.  © Zoo Leipzig

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